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Folge 50: Die Kunst der Balance

Balance – ein grundlegendes Prinzip, das sich in vielen Bereichen wie Physik, Biologie und Wirtschaftswissenschaften wiederfindet. Ein Ungleichgewicht führt zu Stress, Erschöpfung und anderen negativen Zuständen. So wie in der überall bekannten “Work-Life-Balance”.

Erfahren Sie in dieser Folge:

  • Warum Balance ein kontinuierlicher Prozess ist, der ständige Anpassung erfordert.
  • Warum es wichtig ist, ein Gleichgewicht zwischen Stabilität und Veränderung zu schaffen, um ein erfülltes und erfolgreiches Leben zu führen

Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

 

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Herzlich willkommen allseits. Ich begrüße Sie zu unserer neuen und − wie bereits angekündigt − letzten Folge von Startrampe Erfolg – Wo ist mein Zünder? Heute sprechen wir über Balance in unserem Leben. 

Ich hatte bereits in der letzten Folge 49 darauf hingewiesen, dass ich mit dieser fünfzigsten Folge meinen gleichnamigen Podcast und diesen parallelen BLOG beende. Meine Aktivitäten als Coach, Mentor, Strategieberater, Speaker und Autor erfordern einfach, mit meinen Ressourcen etwas zu haushalten.

Doch es gibt auch gute Nachrichten.

Die erste gute Nachricht: Ich werde meinen gleichnamigen Linkedin-Newsletter bis auf Weiteres fortführen. Wenn Sie mir also weiterhin mit dem Thema „Erfolg“ folgen wollen, dann abonnieren Sie einfach meinen Linkedin-Newsletter „Startrampe Erfolg – Wo ist mein Zünder?“.

Die zweite gute Nachricht: Und wenn Sie noch tiefer in das Thema „Erfolg“ einsteigen möchten, kann ich Ihnen nur meine Buchreihe DENKBUCH Erfolg ans Herz legen. Als Leser dieses BLOGS werden Ihnen dort einige Passagen bereits vertraut vorkommen, da dieser BLOG aus dem Manuskript dieser Buchreihe immer wieder Anleihen genommen hat. 

Die einzelnen Bände dieser Buchreihe erhalten Sie in allen Buchhandlungen, im Internet und versandkostenfrei beim Mentoren-Verlag direkt. 

Sie haben es also in der Hand, mit dem Thema „Erfolg“ und mit mir in Kontakt zu bleiben.

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte:

„Koyaanisqatsi“ ist ein Wort der nur mündlich existierenden Sprache des nordamerikanischen Stamms der Hopi, das mit „Leben im Ungleichgewicht“ oder im Englischen mit „life out of balance“ übersetzt werden kann. „Koyaanisqatsi“ ist ein Film aus dem Jahre 1982. Er befasst sich mit dem Eingriff des Menschen in die Natur und zieht eine zivilisationskritische Bilanz der menschlichen Lebensweise. Der Film reiht ausschließlich Zeitlupe- und Zeitraffer-Bildfolgen vom Leben in Städten und Naturlandschaften sowie Akte menschlicher Zerstörung (z.B. Sprengungen) aneinander. Jede menschliche Individualität fehlt, Menschen werden nur in der Masse sichtbar. Sie führen ein hektisches Leben (Börse, Fabriken, Straßenverkehr) und im Zeitraffer sieht man die „Uhrwerkartigkeit“ des Lebens. Der Film zeigt mit seinen bizarren Aufnahmen, begleitet von einer eindringlichen Musik, und seinem tragischen Ende (Zerfall einer gerade aufsteigenden Rakete), wie weit entfernt unsere Zivilisation von der Natur – und der Natur des Menschen − ist. 

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Um ein Leben im Ungleichgewicht zu vermeiden, benötigen wir Balance. Balance kennen wir vom Phänomen der „Homöostase“ aus vielen Bereichen von Physik, Chemie, Biologie, Wirtschaftswissenschaften, Medizin etc. Die Homöostase beschreibt einen Gleichgewichtszustand eines offenen dynamischen Systems, der durch einen Prozess der Selbstregulierung aufrechterhalten bleibt. Das System strebt permanent einen Gleichgewichtszustand an. So funktioniert die ganze Natur. Einzig der Mensch ist wegen seines Verstandes und seines Egos in der Lage, dieses Phänomen des permanenten Gleichgewichts zu stören – oder bewusst dazu beizutragen, dass es sich einstellt. Wer nicht im Gleichgewicht ist, hat oder macht von dem einen zu viel und von dem anderen zu wenig. Ein solcher Mensch arbeitet zu viel oder schläft zu wenig, er riskiert zu viel oder bewegt sich zu wenig – oder umgekehrt. Er ist getrieben, unausgeglichen, rastlos, erschöpft, verbraucht, freudlos, gereizt, ängstlich, manisch, depressiv, aggressiv, antriebslos oder hyperaktiv. Der Burn-Out steht vor der Tür. 

Balance ist die Antwort auf die grundlegende Dualität, die unser Leben beherrscht: Hell-Dunkel, Warm-Kalt, Tag-Nacht, Yin-Yang, Auf-Ab, Einatmen-Ausatmen etc. sind zwei Seiten einer Medaille. Entscheidend ist daher nicht, diese Dualität zu leugnen oder zu verdrängen (was gar nicht funktionieren würde), sondern ein angemessenes Gleichgewicht zwischen den Polen zu finden. 

Die statische und dynamische Komponente der Balance

Neben der klassischen Balance zwischen zwei Polen (links und rechts, kalt und warm) gibt es auch noch eine statische und eine dynamische Komponente der Balance. Die statische strebt danach, uns Stabilität und Halt zu geben, wenn wir aus dem Gleichgewicht geraten, wenn wir von der linken oder rechten Seite oder von vorne oder hinten gestoßen oder gezogen werden. Diese Komponente baut ein „Gegengewicht“ zu jedem uns bedrängenden, destabilisierenden Impuls auf. Sie sorgt dafür, dass wir auf der Bahn bleiben und nicht aus der Kurve fallen. 

Die dynamische Komponente strebt hingegen danach, uns in Bewegung zu bringen und vorwärtszubringen. Sie strebt nach Veränderung. Sie holt uns aus der Komfortzone und bringt Schwung in unser Leben. 

Die statische Komponente der Balance stabilisiert uns, die dynamische Komponente der Balance bewegt uns. Die statische Komponente sichert unseren Platz, wo wir hingehören, unsere „innere Heimat“: Sie macht uns zum „Fels in der Brandung“. Die dynamische Komponente bewegt uns zu unseren Zielen, also dem Platz, wo wir hinwollen, unsere Bestimmung: Die dynamische Komponente macht uns zum „Geparden in der Steppe“. Die Kombination aus beidem nennen wir gelingendes Leben – und dieses beruht auf Balance. Wir „balancieren“ ein Leben lang. Es entsteht Lebendigkeit in einer Balance im immerwährenden Konflikt zwischen Bewahrung und Veränderung, zwischen Tradition und Fortschritt und zwischen Stillstand und Bewegung. Die statische Balance gilt immer nur für einen bestimmten Zeitpunkt bis zur nächsten Veränderung, die ihrerseits wieder zur neuen Stabilität wird. Durch diese Abwechslungsmechanik entsteht ein übergeordnetes Gleichgewicht zwischen bewahrender Stabilität einerseits und verändernder Dynamik andererseits.

In der bildenden Kunst kennen wir bei menschlichen Skulpturen den Unterschied zwischen „Standbein“ und „Spielbein“. Diese Unterscheidung ist uns bereits aus dem natürlichen Bewegungsablauf des Menschen im Gehen bekannt. Das Standbein bleibt mit dem Boden verbunden, während das Spielbein den Boden verlässt, um mit leichter Beugung den nächsten Schritt zu machen. Nur ihr Zusammenspiel bringt uns voran: Das Spielbein wird zum Standbein und das Standbein zum Spielbein. Dieser Wechsel der Funktionalität der beiden Beine erlaubt Bewegung. Wer zwei Standbeine hätte, könnte sich nicht fortbewegen, wer zwei Spielbeine hätte, würde mangels ausreichenden Halts unweigerlich die Kontrolle über seinen Gang verlieren und hinstürzen. 

Wenden wir „Standbein/Spielbein“ konkret auf dieses Buch an: Unsere intrinsischen Werte und unser Life Purpose sind unser Standbein, unsere Ziele und Strategien sind unsere Spielbeine. Dieses Zwillingspaar erkennen wir in unzähligen anderen Zwillingspaaren unseres Lebens:

  • Stabilität – Veränderung
  • Routine – Spontaneität
  • Komfortzone − Abenteuer
  • Vergangenheit – Zukunft
  • Entspannung – Anspannung
  • Loslassen – Anpacken

Der Bauer muss aussäen und ernten, weil „nur ernten“ nicht funktioniert, der Sportler muss trainieren und an Turnieren teilnehmen, weil er ohne Training keine Chance beim Turnier hat (ohne Turnier aber nie zur „Ernte“ kommt). Und das Unternehmen muss forschen und neue Produkte entwickeln, weil es mit der bloßen Fortsetzung des Verkaufs seiner bisherig bewährten Produkte langfristig aus dem Markt ausscheidet (aber mit bloßer Forschung ohne Verkauf ebenfalls scheitern wird). Nichts anderes ist Balance von Standbein und Spielbein! 

Work-Life-Balance

Viele denken daher heute beim Wort „Balance“ an die sog. Work-Life-Balance. Das Wort „Work-Life-Balance“ ist in aller Munde und wir sollten es einmal kritisch untersuchen:

Ich persönlich habe ein sehr gespaltenes Verhältnis zur „Work-Life-Balance“. 

Einerseits frage ich mich, welchen Sinn hat es, wenn wir uns zu Tode arbeiten und das Leben an uns freudlos vorbeizieht: Leben wir, um zu arbeiten oder arbeiten wir, um zu leben? Ich glaube wirklich, dass es wichtig ist, dass wir uns mit dieser Frage befassen, weil ich Balance für ein hohes Gut für den Menschen halte. 

Andererseits halte ich es für höchst problematisch, mit einem Gegensatz zwischen „Work“ und „Life“ zu leben. Ist „Work“ nicht auch Teil unseres Lebens? Soll uns das Wort „Work-Life-Balance“ etwa sagen, dass unsere Arbeit eigentlich ziemlich mies ist und dass wir diese miese Arbeit durch unsere Freizeit „wiedergutmachen“ müssen? Wenn unsere Arbeit oft mehr als die Hälfte unseres Wachbewusstseins einnimmt, wäre das eine ziemlich miserable Bilanz. Müssten wir dann nicht an einen (wie auch immer gearteten) Wechsel denken? Zugestanden, manchmal haben wir (kurzfristig) keine Wahl – wir haben einen „miesen“ Job! Aber wie sieht es langfristig aus? Und müssen wir unseren „miesen“ Job auch noch mental abwerten? 

Das Wort „Work-Life-Balance“ suggeriert zudem, wir hätten nur „Work“ und „Life“ auszubalancieren, wobei meist mit „Life“ entweder „Freizeit/Spaß“ und/oder „Familie“ gemeint sind. Dies führt vielfach zu einer Perspektivverengung, weil es in unserem Leben sehr viel mehr auszubalancieren gibt als diese zwei Aspekte, nämlich unsere persönlichen, physischen, mentalen, emotionalen, spirituellen und sozialen Dimensionen. Wer also „Work-Life-Balance“ zu eng definiert, lebt an seinem Leben zum großen Teil vorbei. Aus diesem Grund ist es auch so wichtig, dass wir uns über unsere intrinsischen Werte und unsere „Lebensmotive“ im Leben klar sind. Sie sind auch ein Kompass für unsere Balance.

Anja Förster und Peter Kreuz haben ein Buch mit dem Titel: „Hört auf zu arbeiten!“ geschrieben. Förster und Kreuz meinen damit, dass wir

  • unsere Arbeit wieder als Teil unserer Identität verstehen, 
  • wieder lieben, was wir tun, 
  • wieder aus Überzeugung arbeiten und 
  • wieder tun, was wirklich zählt. 

 

Dann würden wir 

  • Arbeit wieder anders definieren, 
  • Work-Life-Balance eventuell aus einer ganz neuen Perspektive sehen und
  • die althergebrachte Denkweise „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen“ neu bewerten. 

 

Work-Life-Balance ist sehr individuell zu bestimmen: Während manche einen gemütlichen 4-Stunden-Tag bevorzugen, gibt es andere, die engagiert 12 oder 14 Stunden pro Tag arbeiten – und dabei dennoch in Balance sind. Und zwar, weil sie anerkennen, dass Erfolg einfach in vielen Fällen auch einen Preis hat. 4 Stunden am Tag zu arbeiten, ist völlig in Ordnung. Was allerdings nicht angeht, ist, dass Sie nur 4 Stunden arbeiten und den Erfolg eines 14 Stunden-Tages haben möchten. Hier muss sich jeder entscheiden! 

Vorsicht ist geboten vor der „Work-Life-Balance-Falle“: Das geschieht, wenn Menschen aus Gründen der „Work-Life-Balance“ ihre Arbeitszeit auf 50 % einer vollen Stelle reduzieren, aber dann doch 85 % arbeiten. Seien Sie also wachsam, wenn Sie sich auf einen solchen „Deal“ einlassen!

Ein Letztes: Der Begriff „Work-Life-Balance“ kann zu einem Missverständnis führen: Manche Menschen verstehen darunter, ihre Arbeit eher „locker“ und „freizeitmäßig“ zu erledigen, d.h., ihr Arbeitsergebnis leidet unter der Work-Life-Balance. In diesem Fall verliert das System eher die Balance und wir haben wenig Erfolg. Es lohnt sich also durchaus, einmal über Balance und Erfolg nachzudenken.

Für heute sind wir damit fast am Ende. Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, liebe Leserinnen und Leser, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das heutige Zitat stammt von Friedrich Schiller:

„Fürchte dich nicht vor der Verwirrung außer dir, aber vor der Verwirrung in dir; strebe nach Einheit, aber suche sie nicht in der Einförmigkeit; strebe nach Ruhe, aber durch das Gleichgewicht, nicht durch den Stillstand deiner Tätigkeit.“ 

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

– Ist Ihr Problem „zu viel Standbein“ oder „zu viel Spielbein“? 

Das war es für heute. Das war der BLOG „Startrampe Erfolg – Wo ist mein Zünder?“

Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, Sie alle mit immer wieder neuen Facetten unseres Strebens nach Erfolg in Kontakt zu bringen und hoffentlich ab und zu bei Ihnen ein Aha-Erlebnis hervorzurufen.

Wenn Sie am Thema „Erfolg“ dranbleiben wollen, würde ich mich sehr freuen, Sie als Abonnenten meines Linkedin-Newsletters „Startrampe Erfolg  Wo ist mein Zünder?“ zu gewinnen – falls Sie diesen nicht ohnehin schon abonniert haben.

Und wenn Sie noch tiefer in das Thema „Erfolg“ einsteigen möchten, kann ich Ihnen nur meine Buchreihe DENKBUCH Erfolg ans Herz legen. Die einzelnen Bände dieser Buchreihe erhalten Sie in alten Buchhandlungen, im Internet und versandkostenfrei beim Mentoren-Verlag direkt. 

Es bleibt mir jetzt nur noch, mich an dieser Stelle bei Ihnen, meine lieben Leserinnen und Leser, für Ihr Interesse und Ihre langanhaltende Treue zu bedanken. Ich wünsche Ihnen auf Ihrem persönlichen Erfolgsweg weiterhin alles erdenkliche Gute!

Es grüßt Sie ganz herzlich, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

Chopinstraße 23
70195 Stuttgart

a:link { color: white; background-color: transparent; text-decoration: none; } a:hover { color: black; background-color: transparent; text-decoration: underline; } thomas.kapp@allscout.de

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