Du betrachtest gerade Folge 12 – Was ist die mentale Schöpferkraft des Menschen

Unsere Gedanken beeinflussen Körper, Unterbewusstsein und Umwelt

In dieser Folge erfahren Sie, basierend auf wissenschaftlichen Experimenten, wie unsere Gedanken unseren Körper, unser Unterbewusstsein und unsere Umwelt beeinflussen.

Erfahren Sie in dieser Folge:

Erfahren Sie was, der Nocebo-Effekt ist und bewirkt

Was Sie von Spitzensportlern lernen können

Warum Sie ab sofort vorsichtig sein sollten im Umgang mit dem Wort ‘nicht’


Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte:

Erin M. Shackell und Lionel G. Standing (Bishops University) testeten in einer Studie, ob Sportler allein durch mentales Training, Kraft im Hüftbeugermuskel aufbauen können. 30 Football-, Basketball- und Rugbyspieler wurden drei Testgruppen zugeordnet. Gruppe A führte physische Übungen aus. Gruppe B führte mentale Übungen durch. Gruppe C machte gar nichts. Die Stärke der Muskulatur wurde vor und nach dem zweiwöchigen Training untersucht. Das Ergebnis lautete:

Bei Gruppe A, welche die physischen Übungen ausführte, ergab sich eine Steigerung der Muskelkraft um 28 %. 

Bei Gruppe B, welche ausschließlich mental trainierte, verbesserte sich die Muskelkraft um 24 %.  

Bei Gruppe C, welche weder physisch noch mental übte, gab es keine Veränderungen.

Das ist nach meiner Ansicht ein erstaunliches Ergebnis! Wie sehen Sie das?

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Im letzten Podcast haben wir die Macht der Gedanken kennengelernt. Gehen wir einen Schritt weiter. Bisher haben wir gesehen, dass eine positive Gedankenführung Einfluss auf unsere Wahrnehmung und unsere Einstellung nehmen kann. Nun wollen wir uns in einem dritten Schritt die menschliche Schöpferkraft näher anschauen. Dabei unterscheiden wir drei Bereiche:

  1. Einflussnahme unserer Gedanken auf unseren Körper
  2. Einflussnahme unserer Gedanken auf unser Unterbewusstsein
  3. Einflussnahme unserer Gedanken auf unsere Umwelt

Aspekt 1: Unsere Gedanken verändern unseren Körper

Dieser Bereich ist das „Wohnzimmer“ des Mentaltrainings. Wir nehmen mit unseren Gedanken Einfluss auf unsere körperliche Verfassung. Daher sind Spitzensportler ohne Mentaltrainer heute fast ausgestorben. Mit der Untersuchung in der Eingangsgeschichte konnte nachgewiesen werden, dass Gedanken den Körper verändern können. Die Kraftverbesserung von Gruppe B, welche nur mental übte, war mit 24 % nur knapp unter Gruppe A, die körperlich trainierte. Dies ist beeindruckend! Diese Erkenntnisse wurden in zahlreichen neurowissenschaftlichen Studien bestätigt. Forscher gehen inzwischen davon aus, dass das Visualisieren von Bewegungen neuroplastische Veränderungen im Gehirn auslöst, die denen nach physischem Training gleichen. Ebenso überraschend ist, dass z.B. Tennis- oder Golfspieler durch die mentale Visualisierung des Ziels, wohin sie den Ball schlagen, ihre Trefferquote deutlich verbessern. Das kann deshalb gelingen, weil sie ihrem Körper bzw. ihrem Kleinhirn durch mentale Steuerung eine wichtige Information zur körperlichen Ausführung eines Schlags geben. Das Verrückte ist dabei, dass sie dabei zwar bewusst Einfluss auf ihren Körper nehmen, jedoch beim Schlag ihren Verstand bewusst ausschalten. Ihr Unterbewusstsein steuert ihren Körper unter Umgehung des Verstands! Mentale Kontrolle funktioniert also völlig anders, als man das gemeinhin annimmt.

In der unmittelbaren Nachbarschaft dieses Phänomens befindet sich der sog. Placebo-Effekt. Eigentlich kommen Placebos (Mittel ohne Wirkstoff) in der klinischen Forschung zum Einsatz, um die Wirkung einer (neuen) Substanz im Vergleich zum Placebo zu testen. Überraschenderweise hat man dabei jedoch beobachten können, dass auch Substanzen, die keinen Wirkstoff enthalten, und Operationen, die nur zum Schein durchgeführt werden, ebenfalls Krankheitssymptome lindern oder Krankheiten sogar heilen können. Selbst in der Schulmedizin wird heute anerkannt, dass die Psyche eines Krebspatienten eine nicht unwichtige Rolle bei seiner Heilung spielt. Dieses Phänomen ist uns in der vorhergehenden Folge bei der Geschichte von Deepak Chopra bereits begegnet. Durch moderne Untersuchungsmethoden lässt sich die positive Wirkung der Scheinmedikamente bzw. von Scheinoperationen auf das Gehirn nachverfolgen. Für die klassische Schulmedizin ist das immer noch ein Rätsel. Uns verblüfft das weniger: Der Körper (also die Materie) folgt dem Geist.

Was im Positiven gelingt, klappt natürlich auch im Negativen, der sog. Nocebo-Effekt: Durch unser Bewusstsein können wir die Welt auch zum Schlechteren verändern. Denn die Erwartung, ein (vermeintliches) Arzneimittel werde schädliche (Neben-)Wirkungen haben, kann genau diese Wirkung befördern. In der Konsequenz bedeutet das, dass wir unseren eigenen Erfolg auch mental „ruinieren“ können.

Aspekt 2: Unsere Gedanken verändern unser Unterbewusstsein

Wenn unsere Gedanken unseren Körper beeinflussen können, dann stellt sich die Frage, ob wir auch unser Unterbewusstsein beeinflussen können. Die Steuerung unserer bewussten Gedanken ist das geringere Problem: Wir können uns bewusst konzentrieren, zu einem bestimmten Thema oder Problem im Internet recherchieren, ein Gedicht aufsagen und aufmerksam ein Buch lesen. Interessant wird jedoch die Steuerung unseres Unterbewusstseins.

Das Unterbewusstsein hat einen enormen Einfluss auf uns, unsere Gedanken, Gefühle und Verhalten. Allein in unserem Schlaf arbeitet das Unterbewusstsein auf Hochtouren, weshalb wir z.B. träumen und oft am nächsten Tag Lösungen für tags zuvor unlösbar erscheinende Probleme haben. Die nunmehr spannende Frage ist, ob wir auch mit unserem Bewusstsein bzw. unseren bewussten Gedanken unser Unterbewusstsein beeinflussen können. Oder gar über diesen Weg einen Zugang zu einer höheren Intelligenz erlangen können. Weise Menschen meditieren nicht aus Gründen der Entspannung, sondern um Zugang zu einer höheren Intelligenz und/oder zu mehr Bewusstsein zu erhalten. Ich bin fest davon überzeugt, dass erfolgreiche Menschen in der einen oder anderen Form Zugriff auf diese unterbewussten Triebfedern haben. Um sie aus dem Unterbewusstsein zu heben, können unsere Gedanken von großer Bedeutung sein.

All dies mag spekulativ klingen, ist jedoch vielleicht ein Anstoß für Sie, über diese Zusammenhänge einmal nachzudenken und sich mit den verschiedenen Techniken, die einen Zugang zu unserem Unterbewusstsein verschaffen, zu befassen. Wenn ich hier Ihre Neugier wecken konnte, ist mir schon viel gelungen. Eines sollte man beachten: Die Einflussnahme auf unser Unterbewusstsein kann nur positiv funktionieren. Unser Unterbewusstsein versteht nicht das Wort „NEIN“: Denken Sie bitte jetzt nicht an eine frische Zitrone! An was denken Sie jetzt? Etwa an eine Zitrone? Offenbar hat es damit zu tun, dass unser Unterbewusstsein mit Bildern arbeitet und deshalb kein Bild für eine „Nicht-Zitrone“ existiert. Schwer zu verstehen, ist aber so. Wenn Sie also mit Affirmationen arbeiten, sollten Sie immer eine positive Botschaft nehmen. Die Botschaft „ich möchte nicht mehr so dick sein“ wird nie funktionieren, weil Ihr Unterbewusstsein das Wort „nicht“ einfach überhört! Vergleichbar ist auch der Ruf von Eltern: „Kind, pass auf, dass du nicht stürzt“ − rums, schon ist das Kind hingefallen! Bei unserem Weg zum Erfolg müssen wir also behutsam mit unseren Gedanken umgehen. Wir können sie positiv wie negativ einsetzen.

Aspekt 3: Unsere Gedanken verändern unsere Umwelt

Es ist kein Geheimnis, dass unsere Umwelt uns prägt. Aber können wir auch unsere Umwelt prägen? Wir sollten hier schrittweise vorgehen. Wir alle kennen die Fälle der selbsterfüllenden Prophezeiung (abgekürzt SEP). Die SEP ist eine Vorhersage, die ihre Erfüllung selbst bewirkt. Die Prognose über einen möglichen künftigen Verlauf wird also zur wesentlichen Ursache dafür, dass diese Zukunft auch eintritt. Hier müssen wir differenzieren:

  1. Selektive Wahrnehmung

Die SEP kann lediglich eine Deformation unserer Achtsamkeit sein. In diesem Fall sucht ein Mensch zur Bestätigung einer Hypothese selektiv nach Beispielen, Hinweisen und Beweisen, welche die Hypothese (= Prophezeiung) stützen, nicht jedoch nach Gegenbeispielen. Dies führt zu sog. Bestätigungsfehlern (confirmation bias).

Beispiel:

Wer eine grüne Hose gekauft hat, sieht plötzlich nur noch grüne Kleidungsstücke.

Wir haben es dann lediglich mit einer selektiven Wahrnehmung zu tun, welche wir bereits in der letzten Folge angesprochen haben. Die selektive Wahrnehmung verändert unsere subjektiv wahrgenommene Wirklichkeit, nicht jedoch unsere Umwelt als solche.

  1. SEP bei Verhaltensänderung von Individuen und Gruppen

SEP kann eintreten, wenn Menschen an eine Vorhersage glauben und deswegen ihr Verhalten so verändern, dass sich die Prophezeiung tatsächlich wegen dieser Verhaltensänderung erfüllt. Die SEP verursacht eine Verhaltensänderung und letztere (nicht die Prophezeiung) ist die Ursache des vorhergesagten Ergebnisses. Es kommt zu einer positiven Rückkopplung zwischen Erwartung und Verhalten.

Beispiel

In der Finanzkrise 2008/2009 bestand die Gefahr, dass die Menschen ihre Bankkonten abräumten, weil sie Angst bekamen, dass ihre Bank insolvent wird. Hätte die Bundesregierung nicht die Sicherheit der Bankguthaben zugesichert, wäre es wohl tatsächlich zu diesem Run auf die Banken und einem Banken-Crash gekommen. Die Bundesregierung hat also eine SEP durch Verhaltensänderung verhindert. Während der COVID-19-Pandemie lief es anders: Die Menschen kauften aus Angst vor einer möglichen Lebensmittel- und Versorgungsgüterknappheit große Mengen von Nudeln und Toilettenpapier. Damit begann ein Dominoeffekt, die Nachfrage überstieg die Leistungsfähigkeit der Lieferketten und es entstanden tatsächlich Lieferengpässe, die eigentlich rational völlig unbegründet waren.

Das waren die harmlosen Fälle der SEP. Nächste Woche gehen wir tiefer.

Für heute sind wir damit fast am Ende.  Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das Zitat stammt heute aus der Bibel (Matth. 17, 20):

„Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Um eures Unglaubens willen. Denn wahrlich ich sage euch: So ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so mögt ihr sagen zu diesem Berge: Hebe dich von hinnen dorthin! so wird er sich heben; und euch wird nichts unmöglich sein.“

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

Gibt es Situationen in Ihrem Leben, in denen Ihnen Placebo- oder Nocebo-Effekt begegnet sind?

Gehen Sie in sich und finden Sie eine persönliche Antwort!

Viel Spaß dabei!

In der nächsten Folge sprechen wir über das Hochreck der SEP: die Veränderung der Umwelt durch das Gesetz der Anziehung. Dann müssen Sie tapfer sein.

Bis dahin verbleibe ich mit den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

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