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Potenzialentwicklung Teil 2: Dem “Warum” auf der Spur

Wir tauchen tiefer in das Verständnis Ihrer persönlichen Antriebsfaktoren ein, den sogenannten Neigungen. Diese Episode ist speziell darauf ausgelegt, Sie dabei zu unterstützen, Ihre inneren Treiber und intrinsischen Werte besser zu verstehen. Verpassen Sie nicht diese Gelegenheit, mehr über sich selbst und Ihre verborgenen Fähigkeiten zu erfahren.

Erfahren Sie in dieser Folge:

  • Wie die Unterscheidung zwischen Begabungen, Persönlichkeitsstrukturen und Neigungen eine entscheidende Rolle bei der Identifizierung Ihres persönlichen Potenzials spielt.
  • Warum es so wichtig ist, sich auf die Suche nach diesen Werten zu machen und welche Konsequenzen es hat, wenn wir gegen sie leben.

Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

 

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Wiederholen wir nochmals, was wir in Folge 21 beim Thema Individualität gesehen haben: Wir sollten drei Aspekte auseinanderhalten: 

Begabungen, Persönlichkeitsstrukturen und Neigungen (intrinsische Werte).

  • Begabungen beziehen sich auf unsere Veranlagungen und Talente. Sie beantworten die Frage: „Für WAS eignen wir uns? WAS können wir?“ 
  • Persönlichkeitsstrukturen beziehen sich auf unseren Persönlichkeitstyp und beantworten die Frage: „WIE machen wir etwas?“ 
  • Neigungen beziehen sich auf unsere intrinsische Werte (also unsere inneren „Treiber“) und beantworten die Frage: „WARUM machen wir etwas? WAS treibt uns innerlich an?“ 

Ich möchte mich hier auf die Entdeckung Ihrer Neigungen beschränken. Dies nicht nur, weil diese im Zweifel noch schwerer als unsere Begabungen und Persönlichkeitsstrukturen zu aufzudecken sind, sondern weil unsere Unzufriedenheit im Leben sich maßgeblich daraus speist, dass wir unsere wesentlichen intrinsischen Werte nicht, nicht ausreichend oder gar gegen sie leben. Wer unzufrieden ist, hat die Frage nach dem WARUM seines Lebens noch nicht beantwortet!

Auf dem Markt werden uns hier zahlreiche Tests angeboten. Diese Tests haben alle ihre Stärken und Schwächen – und sie stellen kein „Urteil“ dar. Aber sie geben uns vielleicht weitere nützliche Puzzlesteine auf unserer Suche in die Hand. Vielleicht wird es auch ratsam sein, mehrere unterschiedliche Tests zu machen, um ein vertieftes, mehrdimensionales Bild zu erhalten. Egal, für welche Methode Sie sich entscheiden, wichtig ist es, dass Sie sich auf die Suche machen. 

Ein Beispiel für einen solchen Test möchte ich hier vorstellen:

Der Test von Steven Reiss („Reiss Profile“) hat 16 menschliche wenig veränderbare sog. „Lebensmotive“ identifiziert, und zwar: Macht, Unabhängigkeit, Neugier, Anerkennung, Ordnung, Sparen, Ehre, Idealismus, Beziehung, Familie, Status, Rache, Eros, Schönheit, Essen, körperliche Aktivität und Ruhe. Diese Motive sind nach der Meinung von Reiss bei allen Menschen in schwacher, mäßiger oder starker Ausprägung vorhanden. So sei der Mensch, bei dem „Unabhängigkeit‘“ schwach ausgeprägt ist, eher auf andere angewiesen und ein Teamplayer, während bei starker Ausprägung Freiheit, Autonomie und Autarkie gesucht wird. Die 16 Lebensmotive von Reiss wurden in Folgestudien bestätigt, und zwar auch kulturübergreifend. Sie können einen hohen Erklärungswert in Bezug auf menschliches Verhalten aufweisen. Wir sollten daher den Einfluss unserer Lebensmotive auf unser Verhalten und unsere allgemeine Zufriedenheit im Beruf, in der Familie, und im Leben allgemein nicht unterschätzen. 

In der Praxis sollten wir uns auf die drei wichtigsten Lebensmotive konzentrieren, sonst wird das Ganze zu unübersichtlich und verliert seine Kraft. You can’t have it all! Sie können nicht alles haben im Leben. Ihre Lebensmotive haben Konsequenzen: Wenn Sie sich für ein Leben in der Politik (z.B. „Anerkennung“) entschieden haben, wird Ihr Familienleben („Familie“) und Ihr persönlicher Freundeskreis („Beziehung“) sehr wahrscheinlich darunter leiden. 

Unsere Ziele können dieselben sein, die dahinterliegenden „Lebensmotive“ jedoch ganz unterschiedlich.

Beispiel:

Zwei Menschen träumen von einer Reise nach Hawaii. Dahinter können völlig unterschiedliche Motive stehen: Schönheit, Neugier, Anerkennung, Status, Aktivität, Idealismus, Ruhe, Essen etc.

Die Entscheidung für ein „Lebensmotiv“ bedeutet also noch keine konkrete Festlegung auf ein bestimmtes konkretes Ziel, geschweige denn den Weg dahin. So kann dasselbe Lebensmotiv (z.B. „Idealismus“) zu unterschiedlichen Zielen und Umsetzungen führen. 

Umgekehrt kann sich ein und dasselbe Lebensmotiv in völlig unterschiedlichen Lebensentwürfen widerspiegeln.

Beispiel:

Das Motiv „Idealismus“ wird ein Software-Crack vielleicht als Mitglied der Open-Source-Community, eine Medizinerin im Team von „Ärzte ohne Grenzen“ oder ein Literat als Redenschreiber bei einer ökologisch orientierten Partei ausleben. 

All diese genannten „Lebensmotive“ sind nur Beispiele. Es gibt zahlreiche weitere (intrinsische) Werte, die für unser Leben von Bedeutung sein können, z.B. Nächstenliebe, Ehrlichkeit, Solidarität, Gerechtigkeit, Gemütlichkeit, Zuversicht, Gelassenheit, Geduld u.v.m. Außerdem haben die einzelnen Begriffe für jeden Menschen eine bestimmte individuelle Bedeutung. So kann der eine mit dem Begriff „Freiheit“ etwa die Bedeutung „Unabhängigkeit und Abenteuer“ verbinden, während es für die andere eher darum geht, den Selbst-Ausdruck und die Kreativität zu befördern. Es lohnt sich also, bei diesem Thema etwas zu verweilen und seine Treiber recht genau zu untersuchen. Machen Sie bei jeglicher Selektion von Lebensmotiven daher nie den Fehler, dass Sie anfangen, ihre Auswahl sich selbst oder anderen gegenüber rational zu begründen! Das geht immer schief. Ihr Herz wird immer ihren Verstand ausstechen!

Und Vorsicht: Konzentrieren Sie sich bei der Potenzialanalyse nicht auf etwas nur deshalb, weil es im Moment „gefragt“ ist. Wenn gerade etwas im Trend liegt, heißt das noch lange nicht, dass es zu Ihnen passt. Trends vergehen – Ihre Treiber bleiben!

Oft sehen wir unsere eigenen Potenziale nicht oder halten sie für nichts Besonderes, weil sie uns so leicht von der Hand gehen. Menschen neigen daher häufig dazu, ihre Schwächen viel klarer zu sehen und für viel gewichtiger zu halten als ihre Potenziale und sich deshalb auf ihre Schwächen zu konzentrieren. Sie tendieren zu einem verzerrten Bild der (potenziellen) Wirklichkeit. Unsere reinen Eigenbetrachtungen kommen damit nicht selten an ihre Grenzen. Oft ist unsere Eigenwahrnehmung nicht deckungsgleich mit der Fremdwahrnehmung Dritter. Für die Herstellung von einem vollständigen Bild ist daher neben irgendwelchen Tests das Feedback eines Freundes, eines Verwandten oder von einem Coach eine wichtige Hilfestellung. 

 

Für heute sind wir damit fast am Ende.  Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das Zitat stammt heute von Friedrich Nietzsche:

„Hat man sein Warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem Wie? Der Mensch strebt nicht nach Glück, wie die Engländer glauben.“

 

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

Ist Ihre berufliche Tätigkeit Ausdruck eines oder mehrerer Ihre Lebensmotive?

In der nächsten Folge vertiefen wir die für die Potenzialentdeckung oft wichtige Frage: „Begabung“ oder „Neigung“?

Bis dahin verbleibe mit den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

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thomas.kapp@allscout.de

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