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Potenzialentwicklung Teil 1: Entdeckungsreise ins Ich

Das Abenteuer Potenzialentwicklung beginnt jetzt! Wir starten unsere 4-teilige Reihe mit dem Entdeckungsprozess. Inspiriert durch die Reise der bemerkenswerten Jane Goodall nehmen wir uns vor, unseren eigenen verborgenen Schatz zu entdecken und zu entwickeln.

Erfahren Sie in dieser Folge:

  • Warum der erste Schritt zur Entfaltung Ihres Potenzials eine offene und ehrliche Bewertung Ihres Ist-Zustands ist.
  • Hilfreiche Übungen, die Ihnen dabei helfen, Ihr verstecktes Potenzial zu identifizieren.

Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

 

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte:

Auf Einladung einer Schulfreundin reiste Jane Goodall 1957 zum ersten Mal nach Kenia. Der Paläoanthropologe Louis Leakey, Direktor des Kenya National Museum, stellte sie als Assistentin ein und wurde ihr Mentor. Er übertrug ihr die Erstellung einer Feldstudie über Schimpansen. Sie war von Beruf Sekretärin, sie hatte weder einen akademischen Hintergrund noch irgendeine Erfahrung auf dem Gebiet der Anthropologie noch eine sonstige Erfahrung oder Ausbildung als Forscherin. Sie bekam den Job, weil Louis Leakey ihr Potenzial erkannt hatte und sie es dann konsequent entwickeln konnte. Am Ende wurde sie eine Ikone des Natur- und Artenschutzes und eine anerkannte Schimpansen-Forscherin. Louis Leakey war einfach ein verdammt guter Coach!

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Erfolg ist nie von Anfang an da, sondern immer das (vorläufige) Ende einer Entwicklung, während das Potenzial eines Menschen immer schon da ist und nur noch entfaltet werden muss. Erfolg hat eine einfache Formel: Erkenntnis des eigenen Potenzials und darauffolgende Entwicklung dieses Potenzials – Erkenntnis und Entwicklung. Erfolg wird sich abstrakt immer nach der Formel „(individuelles, einzigartiges) Potenzial mal (individuelle, einzigartige) Entwicklung“ berechnen. Potenzial mal Entwicklung. Wenn eine der beiden Multiplikatoren gleich Null ist, ist das Ergebnis ebenfalls Null! Ohne Entdeckung des Potenzials keine Entwicklung − ohne Entwicklung des Potenzials kein Erfolg.

Anders als andere sage ich Ihnen nicht: „Mach‘ dies und lass‘ das, dann wirst du erfolgreich sein“. Vielmehr möchte ich Sie ermuntern, Ihren eigenen Weg zu Ihrem ganz persönlichen Erfolg zu gehen. Vielleicht ist diese Potenzialentwicklung wichtiger als jede unserer Vorstellungen von Wohlstand, Glück oder Erfolg: Gillian Lynne, die wir schon in Folge 21 kennengelernt haben, wurde eine erfolgreiche Choreografin, Goethe ein weltbekannter Dichter und Nelson Mandela ein engagierter und charismatischer Freiheitskämpfer und erster schwarzer Präsident von Südafrika. Wie anders wären diese Leben verlaufen, wenn Gillian Lynne Rechtsanwältin, Goethe Schuster und Mandela Koch geworden wären! Für ein Leben mit Potenzialentwicklung müssen wir daher zwei Irrwege vermeiden: Das Verharren im Status Quo einerseits und andererseits das Bewegen auf dem falschen Weg, der uns von unserer Potenzialentwicklung wegführt. 

Nur eine gelingende Potenzialentwicklung verhindert, dass die potenzielle Künstlerin eine frustrierte Buchhalterin, der potenzielle Steuerberater ein ausgebeuteter Paketzusteller und potenzielle Softwareentwickler demotivierte Justizangestellte werden. Und hier scheint es noch Nachholbedarf zu geben: Nach dem Gallup Engagement Index 2020 fühlen sich in Deutschland nur 17 Prozent aller Mitarbeiter richtig wohl in ihrem Job. 68 Prozent der Befragten gaben dagegen an, nur noch Dienst nach Vorschrift zu machen. Und 15 Prozent der Befragten haben bereits innerlich gekündigt. Diese Ergebnisse haben definitiv auch mit der Frage zu tun, ob man eigentlich den richtigen Job hat. In diesem Falle relativieren sich nämlich viele externe Faktoren. Wer den falschen Job hat, dem helfen auch nette Kollegen und eine moderne Kaffeeküche nicht wirklich weiter. Oder wie Adorno sagen würde: „Es gibt kein richtiges Leben im falschen.“ 

Potenzialentwicklung ist nicht nur das „Auspacken“ von etwas bereits Bestehendem, sondern ein Schaffensprozess, in welchem sich Potenzialität in Realität verwandelt. Und damit ergeben sich für Ihren Erfolgsweg zwei Fragen: „Wie entdecke ich mein Potenzial?“ und „Wie entwickle ich mein Potenzial?“ Die Antwort auf die erste Frage ist ein Entdeckungsprozess – die Antwort auf die zweite ein Entwicklungsprozess. Wenn nur einer von beiden Prozessen fehlt, werden Sie keinen Erfolg haben können. 

 

Wenden wir uns dem Entdeckungsprozess zu: 

Was kann ich – was möchte ich? Wie entdecke ich mein Potenzial? 

Während die Analyse unserer Individualität eher breit angelegt ist, geht die Potenzialanalyse mehr in die Tiefe und betrachtet vor allem eine mögliche Entwicklungsdynamik von etwas Kleinem zu etwas Großen. 

Wer sich mit seiner Potenzialentwicklung befassen möchte, beginne zunächst einmal mit einer ehrlichen Bestandaufnahme: Anerkennen, was ist. Anerkennen,

  • über welche eigenen Begabungen und Neigungen (bzw. Schwächen oder Abneigungen) wir verfügen, 
  • wie die bestehenden sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aussehen, 
  • auf welche Ressourcen wir zurückgreifen können.

Diese Bestandsaufnahme beantwortet die Frage: „Wo stehe ich heute?“ Das ist wie die Eröffnungsbilanz eines Geschäfts, da gibt es immer Aktiva und Passiva, Soll und Haben. Ehrlichkeit ist hierbei von fundamentaler Bedeutung. Wer hier schummelt, betrügt sich selbst um den Erfolg: Auf einem brüchigen Fundament kann man kein stabiles Haus bauen! Wenn ich nicht wirklich weiß, wo ich stehe, was ich kann und was mich antreibt, werde ich nie ans Ziel gelangen können. Das ist etwa so, wie wenn Sie irgendwo im Wald aufwachen und keine Ahnung haben, wo Sie sich befinden. Dann nützt Ihnen auch nichts zu wissen, wo Norden ist. 

Theoretisch ist klingt das alles sehr einfach. Für viele Menschen ist jedoch ziemlich unklar, über welche Begabungen und Neigungen sie verfügen. Viele Menschen werden durch ihre Umgebung und vor allem durch die Schule eher von der Entdeckung ihrer Potenziale weggeführt. 

Wie entdecke ich nun praktisch mein Potenzial? Hier führen viele Wege nach Rom. Nachdenken und Reflexion ist sicher nicht schlecht, wird aber häufig nicht ausreichen. Lassen wir uns nicht durch die Rahmenbedingungen unseres heutigen Lebens mental beschränken! Hier dürfen wir gerne auch ein bisschen „ver-rückt“ sein. Unterstützung findet man heute bei einer Unzahl von Literatur. Als sehr hilfreich möchte ich hier die praxisorientierten Bücher von Ken Robinson empfehlen. Damit gelangt man zu einer geleiteten Selbstanalyse. Arbeiten Sie mit möglichst konkreten persönlichen Fragen, Wörtern, Assoziationen, Bildern und Beobachtungen. 

Beispiel:

Schneiden Sie aus Zeitungen und Magazinen Bilder und Schlagzeilen aus, welche Sie – egal aus welchem Grund – ansprechen. Schalten Sie Bewusstsein aus und lassen Sie sich von Ihrem Unterbewusstsein steuern!

Oder stellen Sie sich die von Sabine Asgodom verwandte „Feenfrage“: „Wenn eine Fee Ihnen alle Wünsche erfüllen könnte, ich meine wirklich alle, wie würde Ihr Leben ab sofort aussehen? Puh, diese Frage bringt viele ins Schwitzen, weil wir uns oft mentale Grenzen ziehen, die Denkverboten gleichkommen. Und es gibt zahlreiche andere Möglichkeiten, die wir hier nicht vertiefen können. 

Ken Robinson hat auf einen weiteren wichtigen Punkt bei der Potenzialanalyse hingewiesen: Es mag sein, dass wir unsere Begabung oder unsere Neigung für bestimmte Dinge nur deshalb nicht kennen, weil wir sie noch nicht ausprobiert haben. Weil wir keine Gelegenheit hatten, entsprechende Erfahrungen zu sammeln. Je mehr wir uns also verschiedensten Eindrücken aussetzen, desto größer wird unser mögliches „Portfolio“, in welchem wir unser Potenzial entdecken können. Daher sollten wir, auch wenn wir keine konkrete Vorstellungen über unsere Begabungen und Neigungen haben, einfach ein paar (möglichst verschiedene) Dinge praktisch ausprobieren und weitere persönliche Erfahrungen sammeln. Wie gesagt: Erfolg ist eine Abenteuerreise! 

 

Für heute sind wir damit fast am Ende.  Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das Zitat stammt heute von Oscar Wilde:

“Das Ziel des Lebens ist Selbstentfaltung. Seine eigene Natur vollkommen zu verwirklichen – dafür ist jeder von uns da.” 

 

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

Kennen Sie Ihre Begabungen und Neigungen? Haben Sie schon einmal Dinge ausprobiert, die Sie zuvor noch nie gemacht haben?

In der nächsten Folge vertiefen wir den Entdeckungsprozess der Potenzialentwicklung.

Bis dahin verbleibe mit den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

Chopinstraße 23
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thomas.kapp@allscout.de

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