Du betrachtest gerade Folge 34 – Eine Anleitung zum achtsamen Umgang mit Risiken

Eine Anleitung zum achtsamen Umgang mit Risiken

Wie kann man in einer Welt voller Unsicherheit und Unvorhersehbarkeiten sicher navigieren? Jede Entscheidung bringt ein inhärentes Risiko mit sich – von der Auswahl eines Urlaubsziels bis hin zu weitreichenden geschäftlichen Unternehmungen. Wir werden diese Fragen durch realistische Beispiele und Geschichten erforschen.

Erfahren Sie in dieser Folge:

  • Wie Sie Risiken frühzeitig identifizieren, analysieren und steuern können, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden.
  • Wie Sie es schaffen Risiken als Chancen zu sehen, und von diesen unerwarteten Möglichkeiten profitieren können.
  •  

Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

 

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Herzlich willkommen allseits. Ich begrüße Sie zu unserer neuen Folge von Startrampe Erfolg – Wo ist mein Zünder? Heute sprechen wir darüber, wir wie Risiken erkennen und vermeiden können.

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte:

Ein Tourist möchte seinen Urlaub in den Tropen im Dschungel verbringen. Er erkundigt sich bei der Reiseagentur nach der möglichen Begegnung mit gefährlichen Tieren. Die Beratung ergibt für drei mögliche Gebiete folgende Sachlage: Im ersten Gebiet besteht eine Wahrscheinlichkeit von 20 %, einer giftigen Schlange zu begegnen und von dieser gebissen zu werden. Im zweiten Gebiet weiß man nicht, ob die Wahrscheinlichkeit, einer giftigen Schlange zu begegnen, 2 % oder 95 % beträgt. Und im dritten Gebiet ist überhaupt nicht bekannt, ob die Gefahr von einer Schlange, einem Krokodil, einer Spinne oder einem Skorpion oder von allen zusammen droht − oder ob eventuell gar keine Gefahr existiert. 

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Heute widmen wir uns der Frage: Wie kann ich Risiken steuern?

Risiko-Steuerung ist elementar für unseren Erfolg, denn sonst werden wir von unseren Risiken gesteuert. Risiko-Steuerung ist nur möglich, wenn ich Handlungs-Autonomie habe. Ich stelle diese Beobachtung bei der Behandlung der Risiko-Steuerung voraus, weil wir im Leben meist über viel mehr Handlungs-Autonomie verfügen, als wir uns bewusst sind. Ja, manchmal ist es angenehm, sich in eine Passiv-Rolle zu flüchten: „Da kann ich nichts machen“, „Das hat mein Chef so gesagt“ etc. Aber so werden wir wenig Erfolg haben. Werden wir uns also unserer Handlungs-Autonomie bewusst – und gehen dann gesteuert Risiken ein!  

Der richtige, gesteuerte Umgang mit Risiken ist dreigeteilt:

  • Risiken erkennen 
  • Risiken bewerten 
  • Risiken lenken (durch Vermeiden, Minimieren oder Abwägen)

 

Risiken erkennen

Beim Erkennen von Risiken gibt es zwei Risikobereiche zu unterscheiden: Im ersten Bereich können Risiken und ihr möglicher Verlauf identifiziert werden. Im Wege einer umfassenden Antizipation ist es möglich, auch sehr unwahrscheinliche Risiken gedanklich vorab durchzuspielen, also „expect the unexpected“. Wo Erfahrungen vorhanden sind, werden diese oft Hinweise auf bestehende, bekannte Risiken geben. Hier ist eine gute Recherche und die Einholung von Erfahrungswissen von Spezialisten das verlässlichste Vorgehen. 

Es gibt allerdings auch einen zweiten Bereich, in welchem Risiken überhaupt nicht vorhersehbar sind. Anders als bei einer klassischen „Risiko-Entscheidung“ (bei welcher die Eintrittswahrscheinlichkeit eines bestimmten Ereignisses bekannt ist) liegt ein Zustand der Unsicherheit vor, wenn keine Eintrittswahrscheinlichkeit verfügbar ist. Und diese Situation der Unsicherheit lässt sich noch weiter steigern: Wir befinden uns dann im Zustand der Unwissenheit: Man kennt nicht einmal die möglicherweise eintretenden Ergebnisse. 

In der Eingangsgeschichte befindet sich der Tourist im ersten Gebiet in einer klassischen Risiko-Situation, im zweiten Gebiet in einer Unsicherheits-Situation und im dritten Gebiet in einer Unwissenheits-Situation. 

Der zweite Punkt: Risiken bewerten

Sind die Risiken identifiziert, müssen sie bewertet werden. Denn nicht alle Risiken sind für uns wirklich relevant. Deshalb ist der erste Schritt die Ausklammerung von nicht relevanten Risiken und die Fokussierung auf relevante Risiken. Dies ist ein Grundsatz, der sich in der Wirtschaftspraxis z.B. in der Compliance von Unternehmen bewährt hat. Kein einziges Unternehmen hält alle anwendbaren Vorschriften und Gesetze (z.B. Datenschutz, Arbeitsschutz, Baurecht, Umweltschutz, Steuerrecht, Arbeitszeitordnung etc.) zu jeder Zeit zu 100 % ein, das geht gar nicht. 

Das ist auch nicht schlimm, weil es nur darum geht, relevante Risiken auszuschalten. Mit lapidaren Risiken sollte man sich nicht allzu lange aufhalten. Eliminieren Sie also Lappalien aus Ihrem Leben.

Ist diese Hürde genommen und das Risiko von relevanter Bedeutung, ist das Risikopotenzial zu bewerten, vielfach dargestellt wie folgt: Potenzielle Schadenshöhe „multipliziert“ mit der Eintrittswahrscheinlichkeit des Risikos. In gleicher Weise ist auch das Ertragspotenzial, also der potenzielle Ertrag, der bei Eingehen des Risikos ggf. winkt, zu ermitteln. Sodann sind Risiko- und Ertragspotenzial gegenüberzustellen, was allerdings noch keine Entscheidung vorwegnimmt, sondern lediglich eine Rechengröße darstellt. Eine Entscheidung ist erst nach einer Abwägung zwischen Risiko und Ertrag möglich.

Das klingt theoretisch recht einfach. Ist es aber in der Praxis meist nicht, weil wir das Risiko- bzw. Ertragspotenzial meist nicht mathematisch berechnen können, sondern häufig mit Schätzungen arbeiten müssen. Die Praxis hilft sich hier häufig mit den möglichen Szenarien des künftigen Verlaufs (Best Case – Worst Case). Damit kann man in nicht wenigen Fällen das Risikopotential in seiner Breite besser erfassen. 

Nicht selten machen Manager sich (und oft auch anderen!) immer wieder etwas vor, indem sie (abhängig von ihrer persönlichen Perspektive) Risiko- bzw. Ertragspotenziale bewusst herunter- bzw. hochrechnen. Nicht selten steht dann ein Ergebnis inoffiziell bereits fest und wird nachträglich „mathematisch sauber“ errechnet und gerechtfertigt. Man sollte sich dieser subjektiven Komponenten bewusst sein, um nicht der angeblich objektiven Strahlkraft von Zahlen zu erliegen.

Der dritte Punkt: Risiken lenken

Haben wir Risiken erkannt und bewertet, kommen wir zu ihrer Steuerung im engeren Sinne, der Lenkung. Diese besteht aus 

  • Vermeidung von Risiken, 
  • Minimierung von Risiken und
  • Abwägung von Risiken und potenziellem Ertrag. 

Eine sinnvolle Lenkung ist vorwiegend im Bereich identifizierbarer Risiken möglich. Im Bereich der Unsicherheit ist noch eine gewisse Lenkung möglich, im Bereich der Unwissenheit gar nicht. Hier befindet man sich in einer Situation, in welcher man das Bestehen eines Risikos trotz größter Anstrengung im Rahmen der Antizipation gar nicht erkennen kann. Dann ist eine Risiko-Steuerung nur möglich durch spontanes Reaktionsvermögen, Kreativität, Flexibilität und eine gute Intuition. 

Betrachten wir die drei Aspekte der Risikolenkung etwas näher:

Risiken vermeiden – wo möglich

Wenn ich ein Risiko vollständig vermeiden kann, sollte ich das tun. Wenn mir Mountainbiking zu gefährlich ist, sollte ich lieber spazieren gehen. Wenn ich eine Nuss-Allergie habe und beim Verzehr von Nüssen lebensbedrohliche asthmatische Anfälle bekomme, dann sollte ich einfach auf Nüsse oder sogar auf Restaurantbesuche verzichten. Im obigen Dschungel-Beispiel sollte ich im Fall von Unsicherheit (also 0 % oder 95 % Risiko einer Begegnung mit einer giftigen Schlange) ggf. ganz auf die Tour verzichten.

Risiken minimieren – wo möglich

Wir haben gesehen, dass eine völlige Vermeidung von Risiken in der Breite, solange wir leben, nicht möglich ist. Wenn wir ein Risiko nicht vollständig vermeiden können, sollten wir zumindest versuchen, es zu minimieren. Eine Möglichkeit sind Vorsichtsmaßnahmen: Wenn ich auf das Mountainbike nicht ganz verzichten möchte, kann ich wenigstens Helm, Knie- und Ellbogenprotektoren anziehen, um mein Verletzungsrisiko zu reduzieren. Für eine Bergtour kann ich mir einen Bergführer nehmen, beim Autofahren kann ich den Sicherheitsgurt anlegen etc. Das sind zwar keine Garantien, aber jeweils eine Reduktion der existierenden Eintrittswahrscheinlichkeit des erkannten Risikos. 

Risiken abwägen

Wenn wir Risiken nicht vermeiden oder minimieren können, kommen wir zum letzten Schritt der Lenkung von Risiken, der Abwägung. Das Risikopotenzial ist gegenüber dem Ertragspotenzial abzuwägen. Wie im Einzelfall dann abzuwägen und zu entscheiden ist, kann nicht generell gesagt werden. Grundsätzlich sollte zwischen Risikopotenzial und Ertragspotenzial ein angemessenes Verhältnis bestehen. Aber was ist angemessen?

Bevor es zu dieser Abwägung kommt, können drei Situationen relativ schnell vorweg abgehandelt werden: 

  • Wenn ein hoher Schaden droht und eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit besteht, sollte man im Regelfall das Risiko meiden. 
  • Umgekehrt sollte man nicht lange grübeln, wenn nur ein geringer Schaden droht und eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeit besteht. 
  • Auch wenn bei einem geringen Schaden eine hohe Eintrittswahrscheinlichkeit besteht, ist eine allzu große Prüfung nicht angezeigt (wenn ich beim Roulette 20 € auf Zero setze, ist meine Gewinnchance nur 1:37. Aber schlimmstenfalls sind eben nur die 20 € weg). 

In diesen Fällen spielt also der mögliche Verlust keine entscheidende Rolle bei der Abwägung.

Die größte Beachtung sollte daher dem Fall gewidmet werden, dass einem hohen Schaden eine eher geringe Eintrittswahrscheinlichkeit gegenübersteht. Hier wird die Abwägung mit dem potenziellen Ertrag von entscheidender Bedeutung. Niemand würde sich − abstrakt betrachtet − ohne Grund einer Todesgefahr aussetzen, auch wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit gering ist. Genau das tun wir jedoch alle beim Fliegen oder Auto fahren, und zwar deshalb, weil der Transport mit Flugzeug und Auto – jedenfalls nach Einschätzung sehr vieler Menschen − einen so großen Ertrag generiert, welcher die (wenn auch geringe) Eintrittswahrscheinlichkeit überkompensiert. Das Gleiche gilt für das Karussellfahren auf dem Rummelplatz, beim Reisen in Länder mit Infektionsgefährdung, beim Fallschirmspringen, beim Betrieb von Kernkraftwerken etc. 

Wir sollten uns bewusst sein, dass wir dazu neigen, subjektiv ein verzerrtes Verhältnis zu Risiken zu haben. Ein kleines Beispiel mag dies illustrieren: Jeder Lotto-Spieler ist nach Bekanntgabe der Lottozahlen enttäuscht, wenn er nicht gewonnen hat. Dabei hatte er eine Gewinnchance für sechs Richtige von rund 1:15 Millionen. Wenn aber die Chance bei einem Verkehrsunfall zu sterben bei ca.  1:10.000 liegt, denkt jeder, dass für ihn selbst kein reales Sterbensrisiko besteht. Das Risiko, im Verkehr zu sterben, ist also viel größer, als die Chance, im Lotto sechs Richtige zu erzielen. Auch wir verhalten uns in unserem täglichen Leben vielfach (meist unbewusst) wie der Lottospieler. Das ist in Ordnung, aber wir sollten es wenigstens bewusst tun. Wer diesen Schritt unbewusst geht, wird vom Leben immer wieder unangenehm überrascht.

Für heute sind wir damit fast am Ende. Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das Zitat stammt heute von dem Schriftsteller Paulo Coelho:

“Everything in life has its price.” 

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

– Wie steuern Sie Ihre Lebensrisiken?

In der nächsten Folge sprechen wir über ein mächtiges Werkzeug für den Erfolg: die Selbstverantwortung. 

Bis dahin verbleibe mit den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

Chopinstraße 23
70195 Stuttgart

a:link { color: white; background-color: transparent; text-decoration: none; } a:hover { color: black; background-color: transparent; text-decoration: underline; } thomas.kapp@allscout.de

+49 (0)170 960 55 25