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Der Weg aus dem Jammertal des Lebens

Meist schieben wir die Verantwortung für unsere Probleme auf externe Faktoren. Und dabei ist doch eines ganz essenziell für unseren Lebenserfolg: Selbstverantwortung. Durch das Übernehmen der Verantwortung für unsere Handlungen und das Tragen der Konsequenzen gewinnen wir mehr Freiheit und Kontrolle über unser Leben.

Erfahren Sie in dieser Folge:

  • Wie Selbstverantwortung Ihnen helfen kann, aus dem “Jammertal des Lebens” auszubrechen und Ihr Denken, Ihre Einstellung und Ihr Handeln zu ändern.
  • Warum es wichtig ist, Verantwortung ohne Schuldzuweisung zu übernehmen und wie dies zu mehr Freiheit und Souveränität in Ihrem Leben führen kann.
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Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

 

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Herzlich willkommen allseits. Ich begrüße Sie zu unserer neuen Folge von Startrampe Erfolg – Wo ist mein Zünder? Heute sprechen wir über ein mächtiges Werkzeug für den Erfolg: die Selbstverantwortung.

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte – Sie kennen diese bereits aus Folge 5, aber sie passt auch perfekt zum Thema Selbstverantwortung. Deshalb erlaube ich mir, sie hier nochmals zu erzählen:

Ein alter Bauer in einem armen Dorf galt als reich, weil er ein Pferd besaß. Eines Tages lief es davon. Die Nachbarn kamen, um ihr Bedauern auszudrücken, doch der Mann sagte nur: “Woher wisst ihr, dass dies ein Unglück ist?” Ein paar Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte ein Wildpferd mit. Die Nachbarn freuten sich alle über sein günstiges Geschick, aber der Bauer antwortete erneut: „Vielleicht“. Am nächsten Tag versuchte der Sohn des Bauern, das Wildpferd zuzureiten, wurde abgeworfen und brach sich ein Bein. Wieder bemitleideten die Nachbarn den alten Mann, doch der sagte nur: “Wer weiß?” Kurz darauf kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen, doch da der Sohn verletzt war, wurde er nicht als Soldat einberufen. Als die Nachbarn zum alten Bauern sagten, was für ein Glück er habe, antwortete der nur: „Mag sein“.

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Ich wette, Sie kennen die „klassischen“ Lebenssituationen, in denen unser Leben nur „suboptimal“ verläuft und wir richtig Stress haben: Wir wurden gerade gekündigt, unser Partner möchte sich von uns trennen, die Chefin hat wieder einmal „Nachsitzen“ am Abend im Büro angeordnet, wir sind durch das Examen gerasselt, wir haben die letzte Fähre nach Sardinien verpasst, eine noch nicht gespeicherte Datei in unserem PC ist nicht mehr auffindbar etc. Dann kommen wir oft zu Aussagen wie:

  • „Die anderen machen mir ständig Probleme“,
  • „Man zwingt mir Dinge auf, die ich nicht möchte“,
  • „Ich bin Opfer widriger Umstände“,
  • „Andere provozieren mich“,
  • „Ich habe nicht die Möglichkeit, zu reagieren, geschweige denn zu agieren“,
  • „Warum muss mir das (immer) passieren?“,
  • „Keiner mag mich“,
  • „Die Welt ist schlecht und ungerecht“,
  • „Früher war alles besser“.

Kommen Ihnen diese Gedanken und Aussagen bekannt vor? Bitte seien Sie jetzt ehrlich zu sich!

Die Projektion nach außen (also auf die Rahmenbedingungen, die anderen, das Wetter, der Boss, die Politik) ist nun einmal eine beliebte Möglichkeit, sich vor der ehrlichen Selbsterkenntnis und Veränderung zu drücken. Jeder Mensch darf das tun. Wichtig ist jedoch, dass wir die obigen Aussagen als Ausdruck unserer fehlenden Selbstverantwortung begreifen. Und dass uns dieses Denken nicht wirklich weiterhilft und unserem Lebenserfolg im Wege steht. Warum? 

Weil ausschließlich wir etwas ändern können, und weil wir ausschließlich uns ändern können. Wenn wir uns verändern und uns selbst ermächtigen, verändern wir die Welt.  

Wenn wir uns das klar gemacht haben, können wir unser Denken, unsere Einstellung und unser Handeln ändern und uns aus dem „Jammertal des Lebens“ verabschieden, dann sind wir auf dem Weg zur Selbstverantwortung und zu (mehr) Erfolg. Sie können auch gerne im Jammertal des Lebens bleiben, Sie können gerne die obigen Aussagen aus dem Jammertal des Lebens zum Fundament Ihres Denkens machen – aber jammern Sie bitte nicht, dass Sie dort verbleiben!

Selbstverantwortung ist Selbstermächtigung und sie hat mit Konsequenzen zu tun. Diese gliedern sich in drei Fähigkeiten, nämlich 

  • die Fähigkeit, das Bestehen von Konsequenzen zu erkennen, 
  • die Fähigkeit, Konsequenzen zu tragen, und 
  • die Fähigkeit, Konsequenzen zu ziehen und zu handeln.

 

Beginnen wir mit der Fähigkeit, das Bestehen von Konsequenzen zu erkennen:

Verantwortlich sein, bedeutet anzuerkennen, dass unsere (wahrnehmbare) Welt insgesamt aus Ursache und Wirkung besteht. Und damit hat auch jede von uns gesetzte Ursache eine Wirkung bzw. Konsequenz. Damit hat alles, was ich bewusst oder unbewusst tue (oder unterlasse), Konsequenzen. Die von uns gesetzte Ursache nenne ich hier Beitrag, damit wir uns von dem oft in diesem Kontext genannten Begriff „Schuld“ lösen können. 

Ich spreche ausdrücklich von einem Beitrag, denn auf viele Rahmenbedingungen meines Lebens (meine Gene, mein Elternhaus, die Strukturen des Unternehmens, in dem ich arbeite, usw.) habe ich keinen steuerbaren Einfluss. Aber ich leiste auch ohne Handeln bzw. Unterlassen einen Beitrag dazu, und zwar ganz objektiv, weil ich z.B. einfach existiere und zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort bin, selbst wenn ich nichts Bestimmtes tue. 

Beispiel:

Wenn mir beim Spazieren in der Altstadt ein Dachziegel auf den Kopf fällt, trage ich keine „Schuld“ und ich habe den Unfall nicht einmal „verursacht“. Und dennoch habe ich einen Beitrag geleistet. Wäre ich nicht in dieser Straße oder nicht zu dieser Sekunde dort gegangen, wäre mir nichts passiert. Das heißt nun nicht, dass ich nicht vom Hauseigentümer Schadensersatz verlangen dürfte. Aber bevor ich das Schicksal verfluche, sollte ich mir klarmachen, was mein Beitrag war. Auch wenn ich erkranke, leiste ich einen Beitrag, ohne schuld sein zu müssen. Unterläuft einem Chirurgen bei einer OP ein Behandlungsfehler, dann hat er einen Fehler gemacht und ist vielleicht sogar „schuld“; dennoch habe ich einen Beitrag geleistet – ich hätte der OP nicht zustimmen müssen oder einen anderen Chirurgen bzw. eine andere Behandlungsmethode wählen können. Mit Schuld hat das nichts zu tun – aber mit Verantwortung. 

 

Kommen wir zur Fähigkeit und Bereitschaft, Konsequenzen zu tragen 

Mit dem Erkennen der (möglichen) Konsequenzen des eigenen Beitrags ist es nicht getan. Wir müssen bereit sein, die Konsequenzen unseres Beitrages auch zu tragen. Das Leid vieler Menschen wird dadurch verursacht, dass sie nicht bereit sind, die Konsequenzen ihres Handelns bzw. Unterlassens zu tragen: Diese Menschen wollen in einem guten Restaurant speisen und nachher nicht die Rechnung bezahlen! Eigentlich verleugnen sie die Wirklichkeit ihres Lebens. Warum? Wenn mir etwas passiert oder widerfährt, so ist es mein Problem, nicht das Problem eines anderen. Es ist mein Problem und ich muss es als solches akzeptieren und bewusst die Konsequenzen tragen. Wenn ich es nicht als mein Problem annehme, habe ich keine Macht, eine Lösung zu finden und herbeizuführen. 

Wenn ich hingegen die Konsequenzen meines Handelns oder Unterlassens grundsätzlich nicht tragen möchte, habe die Kontrolle über mein Leben verloren. 

Haben wir unser Problem hingegen als das unsere (also eine Konsequenz unseres Beitrags) akzeptiert, wird die Lage deutlich komfortabler. Im obigen Beispiel habe ich ganz unterschiedliche Möglichkeiten, „meinen“ Unfall subjektiv wahrzunehmen und zu bewerten: Ich kann mich furchtbar aufregen, ich kann den Eigentümer des Hauses beschimpfen, ich kann mich selbst bemitleiden („dass gerade mir das passieren muss – wie ungerecht“), ich kann den Unfall akzeptieren als das, was er ist (nämlich ein unverschuldeter Unfall), ich kann das Ereignis nach Begleichung des Schadens ad acta legen oder ich kann noch zwanzig Jahre lang an meinem wöchentlichen Stammtisch davon erzählen etc. All diese Gedanken, Gefühle und Reaktionsweisen sind nicht gut oder schlecht. Entscheidend ist, dass wir dafür die Verantwortung übernehmen und nicht anderen die Verantwortung oder Schuld dafür zuweisen. 

Dadurch gewinne ich enorm viel Freiheit – nämlich die Freiheit, zu entscheiden, wie ich mit einer Situation umgehe. Ich gebe nicht anderen die Macht, meine Gefühle zu bestimmen. Andere können mich nur ärgern, wenn ich das zulasse. Diesen Satz sollten Sie vielleicht auf Ihren Badezimmerspiegel kleben, damit Sie ihn morgens und abends sehen können. Ich wiederhole nochmals: Andere können mich nur ärgern, wenn ich das zulasse. Wenn Sie diesen Satz leben, sind viele Ihrer subjektiv empfundenen Probleme erledigt oder zumindest deutlich kleiner. Natürlich leisten auch andere im Rahmen von Ursache und Wirkung ihren Beitrag zu einem Geschehen. Aber sie ärgern mich nicht – ich bin es, der zulässt, dass mich ihr Verhalten ärgert! 

Diese Interpretation von Selbstverantwortung heißt nicht, dass man das Verhalten anderer Menschen stets billigt oder entschuldigt. Rechtsverstöße Dritter bleiben Rechtsverstöße und ungehörige Verhaltensweisen Dritter bleiben ungehörig. Selbstverantwortung bedeutet demgegenüber, dass man trotz der Missbilligung des Verhaltens eines anderen Menschen sich die Souveränität bewahrt, zu entscheiden, wie man mit einem bestimmten Sachverhalt umgeht und darauf reagiert. 

Die dargestellte Interpretation von Selbstverantwortung heißt ferner nicht, dass man im Leben eine rosarote Brille aufziehen und sich die Welt schönreden soll. Selbstverantwortung bedeutet, dass man die Dinge sieht, wie sie sind (also nicht in anderer Farbe oder beschönigt), aber nach dieser Wahrnehmung eine autonome Bewertung vornimmt und sich die Freiheit behält, autonom zu (re-)agieren. 

Gehen wir nochmals zurück zur Eingangsgeschichte. Was will uns diese Geschichte sagen? 

Die Geschichte zeigt, dass wir es in der Hand haben, wie wir uns zu den Fährnissen unseres Lebens stellen. Ob wir also Glück oder Unglück erfahren, liegt in unserer Hand. Der alte Bauer weiß also nicht nur, dass sich die Dinge später auch zum Guten wenden können. Er weiß auch, dass das Leben aus Ursache und Wirkung besteht und dass das ihm widerfährt, weil er zu allem einen Beitrag geleistet hat: Er hatte ein Pferd, das ihm davonlaufen konnte, er hatte einen Sohn, den er verlieren konnte, er hatte aber auch mit seinem Pferd die Chancen, sein Vermögen zu mehren und durch seinen Sohn Hilfe im Haushalt und bei der Arbeit zu erhalten. Der Bauer hat sich seine Probleme zu eigen gemacht und war bereit, die Konsequenzen daraus zu tragen. Dann ist das auch eine Geschichte zur Selbstverantwortung. 

Warum fällt es vielen Menschen so schwer, „Konsequenzen zu tragen“? In der deutschen Sprache sind wir bei den Begriffen „Beitrag“ und „Konsequenzen“ schnell in der Nachbarschaft des Begriffes „Schuld“. Und diese Vorstellung ist fatal, weil sie dazu führt, dass viele dann (Selbst-)Verantwortung lieber meiden, um nicht in eine unangenehme, schuldbeladene Situation zu geraten. Befreien wir also „Verantwortung“ von der Vorstellung, dass damit automatisch Schuld und Verdammnis verbunden ist. 

Für heute sind wir damit fast am Ende. Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das Zitat stammt heute von Antoine de Saint-Exupéry:

„Wenn du dich weigerst, die Verantwortung für deine Niederlagen zu übernehmen, wirst du auch nicht für deine Siege verantwortlich sein.“ 

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

– Jammern Sie noch – oder sind Sie schon selbstverantwortlich?

In der nächsten Folge sprechen wir über die dritte Fähigkeit der Selbstverantwortung, nämlich die Fähigkeit, Konsequenzen zu ziehen.

Bis dahin verbleibe mit den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

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