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Gut oder schlecht? Die Illusion von richtigen Entscheidungen

Jede Entscheidung hat Konsequenzen. Doch Entscheidungen sind oft nicht als gut oder schlecht zu bewerten, sondern vielmehr als bewusst oder unbewusst. Allein der Prozess der Entscheidungsfindung beeinflusst unsere Handlungen und damit unser ganzes Leben.

Erfahren Sie in dieser Folge:

  • Warum der bewusste Entscheidungsprozesses wichtiger ist als das Ergebnis selbst.
  • Wie wir durch bewusstes Handeln die Wahrscheinlichkeit von zufriedenstellenden Ergebnissen erhöhen können.
  • Warum Unentschlossenheit oft die schlechteste Entscheidung ist.

Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

 

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Herzlich willkommen allseits. Ich begrüße Sie zu unserer neuen Folge von Startrampe Erfolg – Wo ist mein Zünder? Heute sprechen wir über gute und schlechte Entscheidungen. 

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte:

Johannes brach sich am 18. Dezember 2004 in Thailand bei einer Dschungelwanderung das Bein. Er musste seine Reise abbrechen. Eine schmerzhafte Entscheidung. Zunächst. Am 26. Dezember 2004 kam es zu dem historischen Tsunami in Thailand, der große Verwüstungen mit sich brachte und zahlreiche Menschenleben kostete. Wenn Johannes am 20. Dezember 2004 noch gezweifelt haben, ob eine Rückreise eine gute Entscheidung gewesen sei, war er am 27. Dezember wohl gottfroh über diese Entscheidung. 

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Das Leben ist eine permanente Aneinanderreihung von Entscheidungen und besteht aus der Summe von „guten“ und „nicht so guten“ Entscheidungen. Jeder Mensch trifft täglich zahlreiche (wenn auch oft unbewusste) Entscheidungen. Die erste Entscheidung am Tag ist, nach dem Aufwachen die Augen zu öffnen und aufzustehen, die letzte, nach dem Löschen des Lichts in den Schlaf zu fallen. Dazwischen liegen täglich Tausende von Entscheidungen, die jedoch in unsere tägliche Routine eingebettet sind und uns daher nicht mehr bewusstwerden: Zähne putzen, Kleidung anziehen, frühstücken, ins Büro fahren, an jeder roten Ampel halten, Mails lesen und beantworten.

Wir entscheiden immer. Wenn wir nicht entscheiden, verweigern wir uns dem Fluss des Lebens und treiben in die Erstarrung. Noch tragischer: Wir können gar nicht nicht entscheiden. Denn selbst wenn wir eine (bewusste) Entscheidung verweigern, dann ist auch dies eine Entscheidung! Nur mit dem Unterschied, dass wir dann nicht aktiv selbst entscheiden, sondern uns passiv treiben lassen und häufig andere für uns entscheiden. Vergessen Sie also den Gedanken, Sie könnten sich vor einer anstehenden Entscheidung drücken! Alle, die diese Verantwortung ablehnen, leiden unter „FOMO“ (Fear of Missing Out). Sie warten ihr ganzes Leben auf eine bessere Welt und verschlafen ihr Leben.

Die einzige wirkliche Wahl für uns besteht darin, ob wir bewusste oder unbewusste Entscheidungen treffen. Nur bewusste Entscheidungen machen uns auf Dauer erfolgreich, weil wir nur durch sie unser Leben sowie unseren Erfolg steuern können. Wir werden sehen, dass es keine „guten“ oder „schlechten“, sondern nur „bewusste“ und „unbewusste“ Entscheidungen gibt. Mit bewussten Entscheidungen können wir unser Leben verbessern und vermeiden, denselben Fehler zu wiederholen. Auch eine „falsche“ Entscheidung hilft uns, künftig „bessere“ Entscheidungen zu treffen. 

Entscheiden heißt nicht nur Freiheit, sondern auch mehr Lebensqualität. Das Leben ist also die Summe von wahrgenommenen und verpassten Gelegenheiten. Und Entscheiden macht den Unterschied.

Entscheidungen schauen immer nach vorne, um Zukunft zu gestalten. Deshalb haben alle Entscheidungen Konsequenzen – alle! Jede Entscheidung für etwas ist eine Entscheidung gegen etwas anderes! Wer sich für A entscheidet, verzichtet auf B  − die Amerikaner sagen: „You can‘t have the cake and eat it“. Wenn Sie ein erfolgreicher Extremsportler werden wollen, werden Sie aller Voraussicht kein Starpianist werden. Picasso konnte nicht gleichzeitig Reinhold Messner sein, Donald Trump nicht gleichzeitig Dalai Lama und Angelina Jolie nicht gleichzeitig Weltmeisterin im 100-Meter–Lauf.  

Gibt es überhaupt „gute“ Entscheidungen?

Es stellt sich nun die Frage, ob es überhaupt „gute“ und „richtige“ oder „schlechte“ und „falsche“ Entscheidungen gibt. Ja, es gibt „gute“ Entscheidungen – aber wahrscheinlich anders als Sie denken. Doch der Reihe nach.

Subjektive Bewertung

Objektiv gibt es keine „guten“ Entscheidungen.  Ob eine Entscheidung „gut“ oder „schlecht“ war, ergibt sich immer aus unserer eigenen subjektiven Bewertung. Und dabei kann sich unsere Bewertung sehr von derjenigen eines anderen Menschen unterscheiden. Wenn die Tochter Extremsportlerin werden und der Sohn Kunstgeschichte studieren will, betrachten dies viele Eltern als Fehlgriff, weil nicht „karriere-tauglich“. Die Kinder mögen das subjektiv ganz anders beurteilen. Erfolg und Glück werden immer subjektiv bemessen. Wir sollten also mit unserem Anspruch, eine „gute“ Entscheidung zu treffen, etwas bescheidener sein. Viel wichtiger erscheint mir, dass wir bewusst die Konsequenzen unserer subjektiven Entscheidungen erkennen und tragen. Dann können wir mehr lernen, weniger jammern und sind am Ende zufriedener mit unseren Entscheidungen.

Bewertungszeitpunkt

Manchmal kann man also nachträglich die „Güte“ einer Entscheidung bewerten, falls man den Alternativverlauf kennt. Dieser Rückblick auf eine Entscheidung hilft jedoch zum relevanten Zeitpunkt der Entscheidung nichts, weil wir nach vorne leben und entscheiden. Für eine „gute“ Entscheidung müssten wir also dafür sorgen, dass unsere Entscheidung zum Zeitpunkt der Entscheidung „gut“ war. Das werden wir nie erreichen, und zwar aus drei Gründen: Wir werden erstens nur selten alle relevanten Informationen für einen Entscheidungsprozess besitzen. Selbst wenn uns das gelänge, werden wir zweitens nie wissen, wie sich unsere Entscheidung langfristig auf uns und andere auswirken wird. Und selbst dann würden wir drittens nie wissen, wie wir das endgültige Ergebnis zu einem späteren Zeitpunkt bewerten würden. „Gute“ Entscheidungen im Sinne des allgemeinen Sprachgebrauchs werden wir also immer erst zu einem Zeitpunkt erkennen, der für das Treffen der Entscheidung selbst irrelevant ist – nämlich zu spät. Das ist das Paradox der „guten“ Entscheidung. Schlimmer noch: Häufig gibt es jedoch Fälle, in denen Sie nicht einmal nachträglich bemessen können, ob sich das Risiko der Entscheidung realisiert hat.

Beispiel:

Sie haben sich für den Beruf als Architektin oder Rechtsanwalt entschieden und wissen später nicht, ob Sie als Steuerberaterin oder Immobilienmakler nicht doch besseren Erfolg gehabt hätten und glücklicher geworden wären. Es fehlen Ihnen die Informationen über den tatsächlichen Verlauf einer möglichen Alternative. Oder: Wenn wir uns für den Urlaub in Italien entscheiden, können wir nicht wissen, wie der Urlaub zur gleichen Zeit in Griechenland verlaufen wäre. Selbst wenn wir den Urlaub in Italien als unbefriedigend empfinden, wissen wir nicht, was uns in Griechenland erwartet hätte. Vielleicht war in Italien das Hotel zwar schlecht, aber in Griechenland hätten wir uns vielleicht eine Hepatitis zugezogen.

Wenn es also ex ante keine „guten“ oder „schlechten“ Entscheidungen als solche gibt, so können wir dennoch technisch „gut“ oder „schlecht“ entscheiden, wenn wir einen guten Entscheidungsprozess durchlaufen. Wenn wir später das Ergebnis unserer Entscheidung als nicht „gut“ qualifizieren, dann ist das immerhin insofern nicht tragisch, als wir uns nicht selbst vorwerfen müssen, wir hätten technisch „schlecht“ entschieden. Dann haben wir unser Bestes getan und können aus diesen „falschen“ Entscheidungen lernen. Ärgerlich sind Entscheidungen, wenn wir „technisch“ nicht sauber entschieden haben und ein „schlechtes“ Ergebnis erzielen. 

„Technisch“ gut herbeigeführte Entscheidungen sind keine Garantie für ein „gutes“ Ergebnis, aber für die Qualität des Entscheidungsprozesses. Je bewusster wir „technisch“ gute Entscheidungen treffen, desto weniger treffen wir unsere Entscheidungen zwanghaft oder unbewusst/automatisch (aufgrund von Illusionen, Verhaltensmustern, Gewohnheiten, Bequemlichkeit etc.) und erhöhen damit die Wahrscheinlichkeit von befriedigenden Entscheidungsergebnissen. Wie ein guter Prozess aussieht, schauen wir uns in der nächsten Podcastfolge an.

Für heute sind wir damit fast am Ende. Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, liebe Leserinnen und Leser, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das heutige Zitat stammt von Benjamin Franklin:

„Die schlimmste Entscheidung ist Unentschlossenheit.“ 

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

– Gibt es „schlechte“ Entscheidungen in Ihrem Leben, die Sie bereuen – oder die Sie im Nachhinein als positiv betrachten?

Das war es für heute.

In der nächsten Folge am Mittwoch, den 7. August sprechen wir über den Prozess der Entscheidungsfindung. 

Bis dahin verbleibe mit ich den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

Chopinstraße 23
70195 Stuttgart

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