Du betrachtest gerade Folge 7 – Was bedeutet der Sinn im Leben für unser Glück

Sinngebung und -findung als zentraler Punkt für Glück

Hat man Sinn einfach, oder muss man ihn suchen? Wie wichtig ist Sinn für ein glückliches Leben? Und worin kann man Sinn finden? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns in dieser Podcast Folge.

Erfahren Sie in dieser Folge:

Wie Sie ihrem Leben einen Sinn geben.

Glück und Geld: Wie hängen beide zusammen?
Was die meisten falsch verstehen bei der Sinnsuche.


Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte:

Der berühmte Psychologe Viktor Frankl, der selbst den Holocaust überlebte, berichtete, dass viele KZ-Insassen deshalb das Leben im Konzentrationslager überlebten, weil sie sich trotz ihrer furchtbaren Situation noch ein Stück Entscheidungsfreiheit bewahrt hatten und weil sie noch einen Sinn in ihrem Leben sahen, einen Sinn, den sie ihrem Leben selbst gegeben hatten. Sie waren der Überzeugung, dass sie in ihrem Leben noch eine Aufgabe zu erfüllen hatten

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Der Bericht von Viktor Frankl sollte uns zu denken geben. In unserem Podcast vor zwei Wochen hatten wir festgestellt, dass sich eine Stufe des Glücks, nämlich die Glücksstufe 6, an Findung und Erfüllung von Sinn orientiert. Diese Stufe hat für den Menschen eine zentrale Bedeutung und ist noch wichtiger als das Glück höherer Stufen. Denn unser Leben ist nicht immer eitel Sonnenschein und häufig auch mit Leid und Schmerzen verbunden. Am Sinn prallen diesen emotionalen Auf- und Abwärtsbewegungen ab: Den Sinn, den ich meinem Leben gebe, kann mir ein anderer nicht rauben. Friedrich Nietzsche sagte daher: „Hat man sein Warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem Wie? Der Mensch strebt nicht nach Glück, wie die Engländer glauben.“ Diese Spitze gegen die „Engländer“ bezieht sich auf den angelsächsischen Utilitarismus im Sinne von Jeremy Bentham oder John Stuart Mill, die ihrer Moralphilosophie auf dem Grundsatz „The greatest happiness of the greatest number“ aufbauten. Ein Satz, über den man gerade heute wieder einmal nachdenken könnte. Denn weder der Kapitalismus noch der Sozialstaat vermitteln Sinn.

Jeder muss für sich den Sinn seines Lebens und Strebens selbst herausfinden. Oder noch schärfer formuliert: Jeder muss seinem Leben einen eigenen Sinn geben. Denn Sinn entsteht vor allem durch geistige und/oder physische Aktivität und nicht durch Apathie. Sinn ist nichts Abstraktes oder Generelles, nichts Richtiges oder Falsches, sondern etwas Konkretes, Individuelles und persönlich Wertvolles. Sinn ist Ausdruck von Liebe zum Leben.

Sinn steht immer in Beziehung zu einem Menschen und ist ein menschliches Privileg! Justice Oliver Wendel Holmes bemerkte einst: “Too many people die with their music still in them.” Wie steht es um Ihre Musik? Machen wir uns klar: Das Universum ohne den Menschen (bzw. ohne vergleichbare Lebewesen in anderen Teilen des Universums) ist sinnlos, es hat keinen Zweck und ist ohne den Menschen schlicht bedeutungslos. Hier sehen wir die Besonderheit des Menschen erneut: Nicht nur, dass er ein Bewusstsein hat, welches ihn über die restliche Natur hinaushebt, sondern er ist in der Lage, Sinn zu erkennen und Sinn zu stiften. Wenn wir kein Bewusstsein hätten, könnten wir keinen Sinn erkennen. Sinn ist ein menschliches Privileg.

Manche Menschen stellen sich die Frage nach dem Sinn in ihrem Leben nie. Sie sind viel zu beschäftigt damit, ihr Leben gerade so auf die Reihe zu bekommen oder irgendwelchen nicht wirklich reflektierten, vielleicht sogar von anderen übernommen Zielen nachzueilen. Und insgeheim hoffen sie, dass das große Wunder am Ende geschieht. Es wird am Ende nicht Besonderes sein! Spricht man mit diesen Menschen, so sagen sie meist: „Ja, wenn erst einmal das und das passiert ist, werde ich glücklich sein. Dann wird alles gut!“. Es sind die gleichen Leute, die permanent versuchen, Zeit zu sparen. Wenn man sie fragt, wofür sie denn Zeit sparen, bleiben sie ohne Antwort. Ihr Lebenssinn scheint Effizienz zu sein. Sie bauen immer schneller Wein an, ohne ihn am Ende zu trinken und zu genießen! Denn am Lebensende bereuen nicht wenige Menschen, was sie alles versäumt haben – weil sie diesen Dingen früher keine Bedeutung für ihr Glück zugemessen haben.

Geben wir also unserem Leben einen Sinn! Aber wie?

Fangen Sie doch einmal mit folgenden Fragen an: Was erfüllt mich? Was ist mein Traum? Was bringt mein Blut in Wallung? What gets my juices flow? Was macht mich lebendig? Warum bin gerade ich hier? Was sehe ich als meine Aufgabe in dieser Welt an? Wofür brenne ich? Welchen Menschen kann ich helfen? Welche Menschen brauchen mich? Wo kann ich einen nützlichen Einsatz erbringen? Wofür würde ich vielleicht sogar mein Leben lassen?

Machen Sie sich klar, alles steckt schon in Ihnen und will nur entdeckt, befreit und entwickelt werden. Machen Sie sich auf die Entdeckungsreise! Allein oder mit Unterstützung von anderen. Sprechen Sie mit einem guten Freund oder einem Coach. Stöbern Sie im Internet oder in der Buchhandlung. Vielleicht ist ja „The Big Five for Life“ von John Strelecky für Sie geeignet, um einen Anfang zu machen. Lassen Sie sich anregen, aber suchen Sie keinen Guru, dem Sie meinen, blind folgen zu müssen! Niemand kann Ihren Sinn des Lebens definieren oder vorgeben. Nehmen Sie sich Zeit! Es wird vielleicht etwas dauern. Aber machen Sie sich auf die Reise!

Und dann war da ja noch das Geld und der Reichtum als Lebenssinn. Oscar Wilde sagte: „Als ich klein war, glaubte ich, Geld sei das Wichtigste im Leben. Heute, da ich alt bin, weiß ich: Es stimmt“. Bitte nehmen Sie das nicht zu wörtlich. Wenn man Oscar Wilde kennt, weiß man, dass er weniger der einfachen Wahrheit als vielmehr der Provokation zur Aufdeckung der Wahrheit verpflichtet war. Ich verstehe sein Zitat als Ironie. Wenn Sie es anders sehen: Probieren Sie es einfach aus! Wenn Geld und Reichtum allein ihr Lebenssinn ist (und es steht niemandem zu, das negativ zu bewerten), werden Sie wahrscheinlich irgendwann feststellen, dass man Geld nicht essen kann und Geld immer nur eine Art Bezugsgutschein für Lebensqualität ist.

Und schon stehen Sie vor der Frage: Was ist denn Lebensqualität für mich? Und wenn nette Menschen und gute Freunde dazugehören, werden Sie feststellen, dass man zwar Menschen, aber nicht gute (analoge) Freunde kaufen kann. Falls Sie Kinder haben, werden Sie ebenfalls feststellen, dass eine gute Beziehung zu ihnen nicht käuflich ist. Glück kann man nicht kaufen, ebenso wenig wie Liebe – denn beides kommt von innen und ohne Zwang. Zur Vermeidung von Missverständnissen: Natürlich brauchen wir Geld zum Leben und um unsere Miete zu bezahlen. Geld ist als solches nichts Schlechtes, nur Geld allein macht uns eben meist nicht glücklich. Und wenn doch: Ist das nicht auch ein Zeichen von innerer Leere? Dann kommt uns vielleicht die Frage: Jeden Tag Wasserskifahren ­ reicht das schon zum Glück? Oder gibt es doch noch mehr? Bewegen Sie diese Gedanken einmal in Ihrem Herzen und finden Sie ein für sich befriedigendes Resultat. Vielleicht hilft Ihnen auch der Spruch meines Vaters weiter: „Geld macht nicht glücklich, aber es beruhigt“.

Noch eine Klarstellung: Sinn ist etwas, was man lebt bzw. erlebt, nicht etwas, was man hat bzw. besitzt. Sinn ist etwas, das in uns steckt und gelebt werden möchte. Aber wir glauben, solange wir nichts haben, ist alles wertlos: Wir wollen immer üben, um Meister zu werden – anstatt ein Meister zu sein, der übt. Geben wir unserem Leben einen Sinn und machen ihn größer!

Sinnerfüllung kann auch mit Schmerzen, Leid und Opfern verbunden sein. Wenn Sie einen Gipfel unter größten Strapazen bestiegen haben, fühlt sich das einfach anders an, als wenn Sie mit dem Helikopter hochgeflogen wären! Es lohnt m.E. sehr, darüber ab und zu nachzudenken und sich klar zu werden, ob man gerade Leistung, Erfolg, Glück oder Sinn anstrebt. Werden Sie stutzig, wenn Leistung und Erfolg keinen Sinn (mehr) ergeben. Wenn Sie sich lange genug mit dem Sinn Ihres Lebens befasst haben, wird sich Ihr persönliches Lebensglück oft automatisch einstellen!

Welche Rolle spielen die Beziehungen zu anderen Menschen?

Gelingende soziale Beziehungen sind nach vielfältiger Ansicht eine wichtige Basis für das Empfinden von Glück. Neben der Kommunikation vermitteln sie uns ein „sense of belonging“ − wir wissen, wo wir hingehören. Wie würden Sie wählen, wenn Sie vor folgende Wahl gestellt wären: Entweder in einer unsympathischen Stadt mit netten Menschen zu leben oder in einer netten Stadt mit unsympathischen Menschen? Ich würde die netten Menschen wählen.

Was wir von anderen bekommen, gibt uns Geborgenheit, aber was wir anderen geben, das macht uns glücklich. Anderen zu dienen und sie glücklich zu machen, ist daher im Kern eine Form von Eigennützigkeit, weil uns dieses „Etwas-für-andere-tun“ glücklich macht und Sinn stiftet. Von anderen jedoch zu verlangen, dass sie uns glücklich machen, wird immer in die Enttäuschung führen. Vergessen wir auch nie, dass wir gute Beziehungen zu anderen Menschen nicht besitzen, sondern sie nur leben können. Beziehungen sind wie ein Fluss: Man kann darin baden, aber ihn nicht festhalten.

Für heute sind wir damit fast am Ende.  Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das Zitat stammt heute von Jenny Petalla:

„Warum über den Sinn des Lebens nachdenken, wenn man ihm selbst einen geben kann?“

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

Welchen Sinn geben Sie Ihrem Leben?

Gehen Sie in sich und finden Sie eine persönliche Antwort auf diese zugleich einfache und schwierige Frage!  Viel Spaß dabei!

In der nächsten Folge lüften wir endlich das Geheimnis, wie Erfolg und Glück zusammenhängen – oder auch vielleicht nicht!

Bis dahin verbleibe ich mit den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp