Du betrachtest gerade Folge 11 – Macht der Gedanken

Positive Gedankenführung

Über 50.000 Gedanken am Tag denkt der Mensch. Und diese schaffen ja bekanntlich unsere Realität. Wir sehen viele Menschen, die sich abrackern und keinen Erfolg haben. Genauso wie Menschen, denen der Erfolg zufliegt. Den Unterschied machen oft unsere Gedanken, deswegen beschäftigen wir uns heute mit dem Konzept der positiven Gedankenführung.

Erfahren Sie in dieser Folge:

Was sind Gedanken: Wunder oder doch einfach nur Quantenphysik?

Wie wir die Welt durch einen Filter wahrnehmen

Wie Sie ‘Positive Thinking’ richtig nutzen

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte:

Der bekannte indo-amerikanische Arzt Deepak Chopra berichtet von folgendem Fall: Eine Frau hatte seinen Rat wegen Unterleibsbeschwerden gesucht. Er vermutete Gallensteine und operierte. Während der Operation stellte sich heraus, dass die Frau Metastasen in der Leber und im ganten Unterleib hatte. Der Fall wurde als hoffnungslos angesehen und die Bauchdecke ohne weiteren Eingriff wieder geschlossen. Auf Bitten der Tochter wurde der Frau von dem Befund nichts gesagt. Acht Monate nach der OP stellte sich die Frau in Chopras Sprechstunde erneut vor – der Krebs war verschwunden. Die Frau sagte zu Chopra: „Herr Doktor, ich war vor zwei Jahren so sicher, dass ich Krebs hatte. Und als sich dann herausstellte, dass es nur Gallensteine waren, fasste ich den Entschluss, nie wieder krank zu werden.“ Ihr Krebs war von alleine verschwunden.

Falls Sie diese Geschichte nachlesen möchten: Ich habe diese Geschichte gefunden in Deepak Chopras Buch „Die heilende Kraft“ im Kapitel „Die Quantenmechanik und der menschliche Körper“. Auf eine Seitenangabe verzichte ich, weil Sie möglicherweise eine andere Auflage als ich oder ein e-Book lesen.

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Wenn wir dieses Geschichte hören, müssen wir uns die Frage stellen: War es ein Wunder? Oder vielleicht nicht?

In der letzten Folge haben wir gesehen, dass der Geist die Materie dominiert. Wenn das zutrifft, ist der Mensch der Schöpfer seines Schicksals. Jeder Mensch. Zumindest, wenn wir uns die Zeit dazu nehmen, bewusst mit unseren Gedanken umzugehen. Doch wie bewusst gehen wir mit unseren Gedanken um? Wir sind häufig von irgendwelchen Gedanken gesteuert, motiviert, gebremst und manchmal auch getrieben. Wir „werden“ oft mehr gedacht, als dass wir aktiv denken. Man hat herausgefunden, dass ein Mensch im Schnitt über 50.000 Gedanken am Tag denkt. Wie viele sind uns davon bewusst? Können wir unsere Gedanken kontrollieren und steuern?

Wenn wir den Einfluss unserer Gedanken anerkennen, haben wir einen der stärksten Hebel für unseren Erfolg in der Hand. Denn je klarer wir die Macht unserer Gedanken sehen und je bewusster wir mit unseren Gedanken umgehen, desto weniger werden wir von unbewussten Gedanken gesteuert werden und desto mehr sind wir zur Selbstreflexion und zur Steuerung unseres Lebens in der Lage. Wir sehen viele Menschen, die sich abrackern, und keinen Erfolg haben. Genauso wie Menschen, denen der Erfolg zufliegt. Den Unterschied machen meist unsere Gedanken. Dann war Chopras Geschichte vielleicht doch kein Wunder, sondern angewandte Quantenphysik. Erfolg hängt nach meiner festen Überzeugung ganz wesentlich von unserem Bewusstsein, unseren Gedanken und unserer mentalen Einstellung ab. Es lohnt sich wirklich, einmal darüber etwas länger nachzudenken.

Aus dieser Erkenntnis heraus hat sich ein Ansatz entwickelt, vorwiegend positive Gedanken zu entwickeln und negative Gedanken zurückzudrängen. Hinsichtlich der positiven Gedanken ist es daher Zeit, sich dem Thema „positiver Gedankenführung“ zuzuwenden. Es gibt dabei von der „Positiven Psychologie“ bis zum „Positiven Denken bzw. Positive Thinking“ viele unterschiedliche, nicht inhaltsgleiche (wenn auch zuweilen überlappende) Begriffe und Konzepte. Zum Teil ist das recht verwirrend. Hier gilt es, einen klaren Kopf zu behalten. Ich möchte das in drei Schritten für uns etwas ordnen:

  1. Fokussierung auf positive Aspekte
  2. Positive Grundeinstellung und das Vertrauen in sich und die Welt
  3. Mentale Schöpferkraft (diese schaffen wir heute nicht mehr und werden sie in der nächsten Folge separat besprechen)

Der erste Schritt: Fokussierung auf positive Aspekte

Dieser erste Schritt hat zwei Facetten: Die erste befasst sich mit selektiver Wahrnehmung.

Wir alle haben eine selektive Sinneswahrnehmung. Sowohl unsere Bewertung wie auch unsere Erinnerung der uns erreichenden Sinnesreize ist individuell. Ich erlebe das immer wieder sehr deutlich, wenn ich mich mit meiner Familie oder Freunden über gemeinsam unternommene Reisen unterhalte. Teilweise haben wir ganz unterschiedliche Dinge wahrgenommen: Der eine den lustigen Kellner, die andere die versalzenen Spaghetti. Oder wir nehmen das Gleiche wahr, erinnern uns später unterschiedlich: Wir erinnern uns an die hübsche romanische Kirche auf der Strecke, doch fragen wir uns, ob wir sie damals von innen besichtigt haben oder nicht? Der eine sagt ja, die andere nein. Wir nehmen die Dinge wahr, nicht wie sie sind, sondern wie wir sind (also wie wir sie durch unseren Filter sehen und sehen wollen). Und wenn wir Pech haben, wird unser Filter zu einem immer enger werdenden „Tunnel“: “Wenn wir als einziges Werkzeug einen Hammer besitzen, dann besteht wahrscheinlich die Versuchung, alles wie einen Nagel zu behandeln,” sagte Abraham Maslow. Wenn man nicht in der Lage ist, sein Bewusstsein zu weiten, nimmt man häufig eine ziemliche triste und feindselige Welt wahr, hat bald keine Freunde mehr und wird depressiv.

Mit diesem Filter bezahlt man einen Preis, da man viele positive Aspekte im Leben verpasst, weil man sie einfach nicht wahrnimmt: Wir sehen nicht die wunderbare Erdbeertorte der Schwiegermutter, weil wir uns auf ihr unpassendes Kleid mit einem Fleck fokussieren. Wir entdecken nicht die Potenziale eines Mitarbeiters, weil wir uns auf seine Orthografie-Fehler kaprizieren. Und wir verpassen die Schönheit der Weltstadt Rom, weil wir nur den Staub auf den Straßen wahrnehmen. Wir sollten uns also bemühen, unseren Filter zu vergrößern. Damit können wir unsere Wahrnehmung der Welt und damit unser Leben positiv verändern. Ändern Sie Ihren Filter, ändern Sie Ihre Welt! Wie sieht Ihr Filter aus?

Der erste Schritt der Fokussierung auf positive Aspekte hat noch eine zweite Facette. Die zweite Facette befasst sich mit der qualitativen Ausrichtung unserer Wahrnehmung: Genauer mit der Frage, ob wir unsere Stärken statt unserer Defizite bzw. Lösungen statt Probleme in den Blick nehmen.

Diese Facette hat in der Psychologie Einzug gefunden unter dem Begriff „Positive Psychologie“. Im Gegensatz zur traditionellen defizitorientierten Psychologie befasst sich die Positive Psychologie mit den positiven Aspekten des Menschseins und versucht, diese zu verstärken. Dadurch schauen wir nach vorne und nicht in die Vergangenheit. Die positive Psychologie ist ressourcenorientiert. Positive Gedankenführung in diesem Sinne führt den Fokus weg von dem, was nicht geht, hin zu dem, was geht – und zwar mit den Mitteln, die vorhanden sind. Sie verschiebt die Achtsamkeit vom Problem auf die Lösung – von der mentalen Verhaftung mit einem Problem zur mentalen Erweiterung von Lösungsperspektiven.

Beispiel:

Wenn ich beim Sport den Arm breche, dann ist das zunächst einmal schmerzhaft und ein Rückschlag. Entscheidend ist jedoch, wie ich mit dem Armbruch umgehe. Ich kann ein Vierteljahr jammern, weil ich keinen Sport treiben kann und alles so furchtbar ist – oder ich kann den Armbruch einfach akzeptieren und versuchen, das Beste aus der Zwangspause zu machen (z.B. mehr Lesen, mich fortbilden, ins Theater gehen, Freunde besuchen etc.).

Wer positive Aspekte sucht, ist offen für einen Perspektivwechsel. Menschen, die eher nach einer Lösung schauen, als in der Beschreibung des Problems verharren, werden im Regelfall mehr Erfolg erzielen und ein befriedigenderes Leben führen. Dies bedeutet aber nicht, dass wir uns gar nicht mit unseren Problemen befassen sollen. Albert Einstein sagte sogar: „Wenn ich eine Stunde habe, um ein Problem zu lösen, dann beschäftige ich mich 55 Minuten mit dem Problem und 5 Minuten mit der Lösung.“ Wenn Sie das jetzt verwirrt, dann habe ich viel erreicht. Die Lösung könnte vielleicht sein: Entscheidend ist die innere Einstellung. Auch Einstein dachte positiv, weil er wusste, dass oft die genaue Analyse des Problems schnell zur Lösung führt. Er verharrte also nicht mental im passiven Ausmalen des Problems, sondern stellte eine aktive Analyse des Problem als Grundlage für die Problemlösung an. Auch sein Ziel war die Lösung, nicht das Problem!

Der zweite Schritt: Die positive Grundeinstellung und das Vertrauen in sich und die Welt

Eine positive Gedankenführung spielt seit geraumer Zeit in der psychologischen Beratung sowie im Coaching und Managementtraining etc. eine nicht unerhebliche Rolle und zielt zunächst einmal im Kern darauf ab, dass der Anwender durch andauernde positive Beeinflussung seines bewussten Denkens (z. B. mit Hilfe von Autosuggestion, Affirmationen oder Visualisierungen) in seinen Gedanken eine dauerhaft optimistische Grundeinstellung und damit Zufriedenheit und Lebensqualität erlangt. Das sog. „Positive Thinking“ geht insofern weiter als die positive Psychologie, als es nicht nur eine mentale Fokussierung auf Lösungen, sondern eine allgemeine positive Konditionierung des bewussten Denkens anstrebt.

Natürlich kann Positive Thinking nicht die Realität und die Naturgesetze verändern: Niemand kann ohne Flugzeug fliegen oder ohne Sauerstoffgerät zwei Stunden unter Wasser bleiben. Positive Thinking ändert ggf. unsere Wahrnehmungen, Perspektiven, Gedanken und ggf. Gefühle. Problematisch wird Positive Thinking allerdings dann, wenn es uns vom Handeln abhält. Dann verfallen wir in Lethargie („läuft doch eh‘ alles super“). Positive Thinking kann uns mental helfen, den Mount Everest zu besteigen, aber nur, wenn wir die Tour sauber vorbereitet haben und rechtzeitig vom Base Camp losziehen.

Positive Thinking ist zweischneidig, wenn wir es falsch verstehen. Nicht wenige Autoren und Trainer halten Positive Thinking für den heiligen Gral der Persönlichkeitsentwicklung und des Lebenserfolgs. Sie raten konstant und aktiv positive Gedanken zu erzeugen. Das ist eine mühsame Aufgabe, wenn man bedenkt, dass der Verstand pro Tag etwa 50.000 (meist negative) Gedanken produziert. Das führt schnell zur Verkrampfung, wenn unser Ego negative Emotionen unterdrücken möchte. Das klappt jedoch nie. Die einzige Möglichkeit, effektiv mehr positive Gedanken und innere Gelassenheit zu erzeugen ist es, den Widerstand gegen die die negativen Gedanken auslösenden Gefühle aufzugeben. Wir müssen also lediglich aufhören, dem Ego zuzuhören, und damit beginnen, unsere Gefühle einfach achtsam wahrzunehmen und weiterziehen zu lassen. Positive mentale Stärke hat also viel damit zu tun, (negative) Gedanken kommen und gehen zu lassen, statt dagegen anzukämpfen.

So verstanden ist eine positive Gedankenführung sinnvoll. Richtig verstandenes Positive Thinking ist also nicht die autosuggestive Betrachtung der Realität durch eine rosarote Brille, die alles − auch Negatives und emotional Belastendes – stets in einen positiven Rahmen zwängt − und damit die Realität völlig verleugnet, verfälscht oder verdrängt. Vielmehr kann Ihnen Positive Thinking helfen, Ihren Optimismus und Ihre Lebenszuversicht zu stärken und mit Ihren negativen Gefühlen wie Angst, Hass und Neid ins Reine zu kommen. Es kann Ihnen helfen, in „Fluss“ zu kommen. Denn ein fließender Fluss war schon immer besser als ein stehendes Gewässer.

Für heute sind wir damit fast am Ende.  Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das Zitat wird dem englischen Schriftsteller Charles Reade zugeschrieben:

„Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.        
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.       
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.     
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.“

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

Wie gehen Sie mit Ihren Gedanken um?

Gehen Sie in sich und finden Sie eine persönliche Antwort!

Viel Spaß dabei!

In der nächsten Folge sprechen über den dritten Schritt der positiven Gedankenführung, nämlich die mentale Schöpferkraft.

Bis dahin verbleibe ich mit den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

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