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Neugier: Der Schlüssel, den Albert Einstein nutzte

Dieses Mal widmen wir uns der mächtigen Kraft der Neugier. Wir ergründen, warum unsere Gesellschaft Neugier oft unterdrückt und wie Neugier und Innovation Hand in Hand gehen. Schalten Sie ein und entdecken Sie mit mir, warum die “Gier nach Neuem” der Schlüssel zum Erfolg sein kann!

Erfahren Sie in dieser Folge:

  • Wie das Verlassen gewohnter Bahnen uns glücklicher und erfolgreicher machen kann.
  • Wie Neugier die treibende Kraft hinter einigen der größten Entdeckungen und Erfindungen der Menschheit war.


Sie haben Fragen und Anregungen?

Dann schreiben Sie mir gerne eine Nachricht an: thomas.kapp@allscout.de

 

Oder wenn Sie lieber lesen möchten, geht es hier weiter mit dem Text zum Podcast.

Wie immer beginnen wir mit einer Geschichte:

Die Chirurgische Abteilung des Newton-Wellesley Hospital besorgte sich erfolgreich neue Inspirationen für die Verbesserung ihres Patienten-Services bei der Fluggesellschaft JetBlue, die für ihren großartigen Kundenservice bekannt war. Trotz der andersartigen Branche von JetBlue ergaben sich z.B. verschiedene „parallels between the patient experience and the traveler experience“. 

Was bedeutet das nun für unsere Startrampe Erfolg?

Neugier ist ein spannendes Wort: Neu-gier, die „Gier nach Neuem“. Auch bei diesem Begriff begegnen uns wieder die beiden Dimensionen „Information“ (= “Neues“) und „Energie“ (= „Gier“), den elementaren Bausteinen unserer Materie und unseres Lebens. Warum ist Neugier so wichtig? Ohne neue Information gibt es keine zusätzliche Erkenntnis, und ohne Energie gelangen wir nicht zur Umsetzung der neuen Erkenntnis. Und ohne beides kommen wir nicht zu einer Veränderung in unserem Leben. Denn wir haben gesehen: Erfolg ist, was folgt, also die Veränderung der Ausgangslage. So einfach ist der Zusammenhang zwischen Neugier und Erfolg! Oder wie Albert Einstein mit ironischer Bescheidenheit sagte: „Ich habe keine besondere Begabung, sondern bin nur leidenschaftlich neugierig.“

Neugier ist eine Schwester der Individualität. Beide sind Kinder der Aufklärung des 18. Jahrhunderts: Naturwissenschaftliche, rationale Forschung (Neugier) und Anerkennung der individuellen Menschenrechte (Individualität). Neugier ist in jedem Menschen von Natur aus angelegt, auch wenn ihre Entwicklung stark von unserer Erziehung und unseren sozialen Rahmenbedingungen abhängen kann. Niemand muss dem Säugling oder Kleinkind Neugier beibringen (eher muss man die Neugier eines Kindes manchmal zur Abwendung von Schaden bremsen). Ohne Neugier ist eine Entwicklung eines Kleinkindes nicht möglich. 

Im Laufe des Heranwachsens eines Kindes werden Neugier und Wissensdurst zunehmend zurückgedrängt, zum Teil sogar verboten. Im Elternhaus, im Kindergarten, der Schule und selbst in darauffolgenden Ausbildungen und Studiengängen wird Neugier selten belohnt und meist als den „betriebsstörende“ Eigenschaft getadelt. Leider behindern unsere „Systeme“ häufig nicht nur das Neugierig-Sein, sondern sind auch an der Verbreitung neuer Erkenntnisse nicht immer sehr interessiert. Warum? Wer neugierig ist, stellt unangenehme Fragen, zieht Theorien, Systeme, Dinge und Autoritäten in Zweifel, entwickelt neue Perspektiven, stört die Ruhe und Ordnung. Wer neugierig ist, der bringt andere in Verlegenheit. So war es auch bei der Erziehung meiner Töchter: Bei der dritten Warum-Frage war ich meist am Ende mit meinem Latein. Mein finaler Kommentar war oft: „Das ist halt so!“ − nicht gerade eine sehr befriedigende Antwort! 

Neugier hängt mit Erkenntnis zusammen und ist daher zutiefst menschlich. Schon Adam und Eva konnten der Versuchung der Erkenntnis nicht widerstehen. Hätten sie sich damals gegen den Apfel vom Baum der Erkenntnis entschieden, wären wir heute alle noch im Paradies, allerdings auch unwissend und ohne Veränderung, ohne Leiden, aber auch ohne „Drive“. Eigentlich recht langweilig. So sind wir denn Menschen mit Erkenntnisdrang geworden. Seit der Vertreibung aus dem Paradies, den alten Babyloniern, den alten Griechen, den mittelalterlichen Alchemisten sind wir auf der Suche, jeder nach etwas anderem vielleicht, aber eben auf der Suche. Gerade Menschen, die sich nicht mit unbefriedigenden Antworten abweisen lassen und stattdessen weitersuchen, sind diejenigen, welche die Welt voranbringen. Galileo Galilei, Albert Einstein, Max Planck, Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela haben sich nicht damit abgefunden, dass die Dinge „halt so sind“. Sie waren neugierig, ob es nicht doch auch andere Perspektiven oder Wege gab. 

Neugier ist das Verlassen gewohnter Bahnen, um Neues auszuprobieren, und damit der Antrieb gegen eine sich allmählich einschleichende Routine, Selbstgefälligkeit, Bequemlichkeit und damit einen schleichenden Zerfallsprozess. Ein chinesisches Sprichwort sagt daher: „Wenn du in einer Sache Meister geworden bist, werde in einer anderen Sache Schüler.“ Neugier hat noch einen angenehmen Seiteneffekt, wie Friedrich Nietzsche beobachtete: „Die Glücklichen sind neugierig.“ Das ist ein Satz, den man m.E. durchaus umkehren kann: „Die Neugierigen sind glücklich.“ 

 

Damit gelangen wir zu Neugier und Innovation …

Neugier ist die Grundlage für Innovation und damit für unseren künftigen Wohlstand. Wer in einer wettbewerbsorientierten Welt immer nur am Alten festhält, wird auf Dauer kaum überleben. Denn er hat als einzige Wettbewerbsmittel gegenüber der Konkurrenz nur zwei schnell verbrauchte Parameter − eine höhere Effizienz bzw. einen niedrigeren Preis. Beides ist auf Dauer endlich. Und das gilt für Unternehmer wie für Angestellte. Gerade im unternehmerischen Bereich kann man mit Neugier viel dazugewinnen: Wenn sich ein Unternehmen einmal eine völlig andere Branche anschaut, kann ein bewusster Perspektivwechsel in einem Unternehmen Neugier und Kreativität befördern, da dann Scheuklappen beseitigt werden. Erinnern Sie sich an unsere Eingangsgeschichte!

Für die Verdopplung des Wissens benötigen wir heute ca. fünf bis 12 Jahre, manche sagen sogar, wir bräuchten nur ein Jahr. Die genauen Zahlen spielen keine wirkliche Rolle; was wir jedoch sicher wissen: Wir unterliegen einer sich beschleunigenden „Wissenslawine“. Der Verzicht auf Neugier wird immer teurer. „Lebenslanges Lernen“ ist heute eine Binsenweisheit geworden. Zum Lernen von Neuem gehört allerdings auch das Verlernen von Altem. Oft sind wir in alten Routinen derartig festgezurrt, dass wir für Neues eigentlich keinen Raum haben. Das sind allerdings keine linearen Prozesse. Sehr schön kann man das in dem Video von Destin Sandler sehen, in welchem er das Experiment zeigt, wie es sich mit einem Fahrrad fährt, bei welchem der Lenker „rückwärts“ eingestellt ist, d.h., lenkt man nach links, fährt man nach rechts und umgekehrt. Destin Sandler brauchte acht Monate um seine bisherige Koordinationsfähigkeit im Kleinhirn auf einem „normalen“ Fahrrad zu verlernen und so zu verändern, dass er mit dem „Rückwärts-Fahrrad“ fahren konnte. Das hatte nichts mit Intelligenz zu tun, er wusste genau, dass das Fahrrad „rückwärts“ eingestellt war. Seine motorischen Fähigkeiten folgten anderen Gesetzen, sein Kleinhirn musste umtrainiert werden. Dieses Gesetz gilt ebenso für alle unsere mentalen Prozesse jenseits der Motorik („das haben wir immer schon so gemacht“). Gerade unsere festgefahrenen Denkstrukturen können hart wie Beton sein (nicht umsonst sagt man „er hat einen Betonkopf“). Beachten Sie dieses Phänomen des Verlernens also bitte, wenn Sie bei sich oder anderen Menschen eine Denk- und Verhaltensänderung bewirken wollen. 

 

Neugier auf andere Menschen

Seien Sie auch neugierig auf andere Menschen! Ich habe mir für meine persönliche Neugier folgende Fragenliste beim Umgang mit anderen Menschen zurechtgelegt:

– Bei Menschen, die ich bewundere: 

– Was möchte ich von ihnen übernehmen für mein Leben?

– Was möchte ich anders machen (damit ich nicht nur in den Fußstapfen anderer marschiere)?

– Bei Menschen, die mich langweilen:

– Kann ich ihr Geheimnis oder Neues in deren Tiefe erkunden?

– Wenn ich nichts finde, reduziere oder beende ich den Kontakt zu ihnen.

– Bei Menschen, die ich innerlich ablehne oder die mich nerven (also die schwierigen Zeitgenossen):

– Welche meiner Schattenseiten (die ich nicht sehe) spiegeln mir diese Menschen?

– Was kann ich von ihnen lernen (von meinen schärfsten Gegnern habe ich oft viel gelernt)?

 

Für heute sind wir damit fast am Ende.  Wie immer gibt es für Sie noch zwei Impulse, ein Zitat und eine Frage zum Nachdenken.

Das Zitat stammt heute von Stephen Hawking:

„Schau hinauf in die Sterne, und nicht hinunter auf deine Füße. Versuche, dem was du siehst, einen Sinn zu geben, und denke darüber nach, warum das Universum existiert. Sei neugierig!“ 

 

Und die persönliche Frage für Sie lautet:

– Wo hat Ihnen in Ihrem Leben Neugier genutzt oder geschadet? Wie neugierig sind Sie auf andere Menschen?

Gehen Sie in sich und finden Sie eine persönliche Antwort! 

Viel Spaß dabei! 

 

In der nächsten Folge sprechen wir über Kreativität.

Bis dahin verbleibe mit den besten Wünschen, Ihr Thomas Kapp

Dr. Thomas Kapp

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